Mit einer Verspätung von knapp 30 Jahren ist die historische Zäsur von 1989 nun auch im Parteiensystem angekommen. Man dachte seinerzeit, ein paar kleinere kosmetische Korrekturen würden genügen, taufte die Bonner in Berliner Republik um und machte einfach so weiter, als wäre nichts geschehen. Die Präambel des Grundgesetzes, die daran erinnerte, daß hier noch etwas zu tun ist, wurde klammheimlich gestrichen. Die Konsequenzen der Versäumnisse von damals holen das Land nun ein. Die Parteien der alten Bundesrepublik lösen sich auf. Die westliche Linke, die seit 45 jede diskutierbare Antwort auf Möglichkeit und Wirklichkeit der totalitären Versuchung verweigert, ist ohnehin nur das geduldete Relikt derjenigen, denen Denken zu anstrengend ist. Die SPD ist Geschichte, seit deutlich wurde, dass Schröder Politik nur gegen, aber nicht mit seiner Partei machen kann. Die wundersame Verjüngung einer alten Tante gibt es nur im Märchen. Die SPD hat ihre Zeit gehabt und darf sich auf den würdigen Abgang vorbereiten. Die Grünen haben sich vor der näher rückenden Wirklichkeit in ihre hypermoralische Kirche geflüchtet. Ihre einzige Funktion ist seither, den dekadenten 68ern, die nur noch um ihr eigenes Selbst kreisen, die Illusion eines guten Gewissens zu geben: man würde ja bereits verantwortungsvoll handeln, wenn man brav seinen Müll trennt. Die CDU ist im Osten so vernichtend geschlagen, dass sie sich von dieser Niederlage kaum mehr erholen kann. Man sehe sich nur an, was aus König Kurts Sachsen geworden ist. Ob aus der AfD mehr als ein präpotenter Pöbelhaufen wird, ist fraglich. Einzig die FDP könnte, wenn sie klug ist, aus dem zusammenstürzenden Haufen die wenigen Reste einsammeln, die noch politikfähig sind. Deutlich ist bislang nur: es gibt ein großes Potential für eine neue konservative und ein nicht weniger großes für eine erneuernde politische Kraft. Es könnte also darauf ankommen, wie viele sich von Kennedys berühmter Frage ansprechen lassen: „Frage nicht, was dein Land für dich, frage was du für dein Land tun kannst“. Niemand hat behauptet, der private Konsum sei die letzte und finale Antwort auf die Frage nach dem Glück.
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