Wir mögen uns über „que­er for Gaza“ lus­tig machen, weil in der aktu­el­len Lage „que­ers in Gaza“ eben­so unwahr­schein­lich sind wie eine Zwei-Staa­ten­lö­sung. Wir soll­ten uns aber eine Vor­stel­lung von mög­li­chen Reso­nan­zen und rea­li­sier­ba­ren Alli­an­zen die­ser poli­ti­schen Bewe­gun­gen machen. Es gibt eine gemein­sa­me Schwin­gungs­ebe­ne und Stim­mung von Que­er-Gaza, Hamas-Gaza und der bru­ta­len Nai­vi­tät jener, die einen Staat-Gaza pro­pa­gie­ren: die Nor­ma­li­sie­rung des müt­ter­li­chen Inzests. Ich wer­de zei­gen, wie Täter-Opfer-Umkehr in der Sym­pa­thie für eine gute, müt­ter­li­che Gewalt und in der Bereit­schaft, die Sexua­li­tät des Soh­nes oder den Sohn selbst zu opfern, entsteht.

Müt­ter­li­cher Inzest gilt als nor­mal und harmlos

Wem der Aus­druck „müt­ter­li­cher Inzest“ abson­der­lich erscheint, kann sich mit­tels fol­gen­der Fra­gen dem The­ma nähern: Wie vie­le Müt­ter ken­ne ich, die zumin­dest zeit­wei­se das Gefühl haben, ihr Kind vor dem Vater beschüt­zen zu müs­sen? Wie vie­le Väter ken­ne ich, bei denen ich - auch nur zeit­wei­se - das Gefühl hat­te, sie wür­den ihrem Kind absicht­lich scha­den? Wie vie­le Fami­li­en ken­ne ich, in denen ein Eltern­teil glaubt, das gemein­sa­me Kind mehr zu lie­ben? In denen Eltern klei­ne Kin­der wie Part­ner behandeln?

Das Inzest­ta­bu ver­bie­tet Eltern die Sexua­li­sie­rung der Bezie­hung zum Kind. Es ist auch ein Bann­spruch gegen den Ver­such der Kin­der, ihre sexu­el­len Wün­sche mit einem Eltern­teil oder inner­halb der Fami­lie aus­zu­le­ben. Das Inzest­ta­bu schützt alle in der Fami­lie vor ihren schlimms­ten Impul­sen, vor Sodom und Gomor­ra. Es steht dem Men­schen­op­fer-Tabu in nichts nach. Es auf­zu­wei­chen hat unge­heu­er­li­che Kon­se­quen­zen, deren Ver­hee­run­gen sich bis in kom­men­de Gene­ra­tio­nen hin­ein fort­set­zen. Das wis­sen jene, die für eine Auf­wei­chung des Tabus plä­die­ren. Ein deut­li­ches Indiz, wie weit die Ver­harm­lo­sung des Inzests vor­an­ge­schrit­ten ist, besteht in der (sehr öffent­li­chen) Kam­pa­gne gegen ein wich­ti­ges (sehr pri­va­tes) Gefühl, das vom Inzest­ver­bot beschützt wur­de: der Scham.

Ich spre­che von der Ver­harm­lo­sung des müt­ter­li­chen Inzests, weil die Recht­fer­ti­gung von Gewalt und Opfer heu­te oft mit dem Hin­weis auf die müt­ter­lich-sor­gen­de und unei­gen­nüt­zig-soli­da­ri­sche Qua­li­tät der Akteu­re erfogt. Die­se Akzep­tanz für müt­ter­li­che Opfer­be­reit­schaft ist enorm und steht im dia­me­tra­len Gegen­satz zur rea­len Macht der Müt­ter. Das ist wich­tig für alle Müt­ter, die die­se Zei­len lesen: Nur weil sie als Frau und Mut­ter gesell­schaft­lich fast nichts zu mel­den haben, kann der müt­ter­li­che Inzest als Recht­fer­ti­gung für Gewalt und Opfer her­an­ge­zo­gen werden. 

Es geht bei der Nor­ma­li­sie­rung des müt­ter­li­chen Inzests nicht um sexu­el­le Bezie­hun­gen von rea­len Müt­tern mit ihren Kin­dern. Viel­mehr geht es dar­um, wie die Mut­ter-Toch­ter-Bezie­hung als harm­lo­se Form der Gewalt­aus­übung pro­pa­giert wird; um die Unter­stel­lung, dass in die­ser Bezie­hung nur Soli­da­ri­tät und Gerech­tig­keit ent­ste­hen. Dage­gen ist die Vater-Sohn-Dyna­mik als Quel­le von Gewalt und Krieg abzu­leh­nen. Die­se Kon­stel­la­ti­on von Sym­pa­thie für weib­li­che, homo-sexu­el­le Fried­fer­tig­keit und Anti­pa­thie gegen männ­li­che Homo- oder Hete­ro-Sexua­li­tät macht den Kern des müt­ter­li­chen Inzests aus: Müt­ter­li­che Gewalt ist gut, väter­li­che schlecht; weib­li­che Sexua­li­tät ist fried­fer­tig, männ­li­che krie­ge­risch; die offe­nen Arme der Mut­ter sind rei­ne Lie­be, die star­ke und begren­zen­de Hand des Vaters poten­zi­ell gewalt­tä­tig. Söh­ne gehen in die­ser Dyna­mik ver­lo­ren. Da sie dabei sowie­so ver­lo­ren gehen, kön­nen sie auch der gerech­ten Sache geop­fert wer­den. Dafür steht dann die der­zeit in Gaza prak­ti­zier­te, mus­li­mi­sche Ver­si­on des müt­ter­li­chen Inzests - que­ers and mothers for martyrs.

Gute Müt­ter kön­nen mit Opfern rechnen

Im müt­ter­li­chen Inzest wer­den offen­sicht­lichs­te For­men der müt­ter­li­chen Gewalt­aus­übung - von der Auf­ga­be eines wirk­sa­men Vater-Land-Schut­zes über die müt­ter­li­chen Gewalt­ek­zes­se der Pan­de­mie­po­li­tik zum per­ma­nen­ten Mas­sa­ker jugend­li­cher Paläs­ti­nen­ser an israe­li­schen Frau­en - plötz­lich zum Akt aus­glei­chen­der Gerech­tig­keit. Die Täter-Opfer-Umkehr ist eigent­lich kei­ne Umkehr. Sie ist Sym­pa­thie für das müt­ter­li­che Opfer. Die gute Mut­ter weiß, was gute und was schlech­te Opfer sind. Sie kann und darf Opfer ver­rech­nen. Offen­sicht­lich geht es dabei nicht um nach­voll­zieh­ba­re Argu­men­te, wel­ches Kind mehr geschützt und wel­ches geop­fert wer­den kann. Es geht um Sym­pa­thie und Anti­pa­thie, also um Gefüh­le und tief sit­zen­de Einstellungen: 

  • Das (böse) begren­zen­de Vater­land ist (gutes) offe­nes Mut­ter­land geworden
  • Der (destruk­ti­ve) Not­stands-Staat kann nur das Bes­te für uns wollen
  • Die (mor­den­den) Kin­der und Zivi­lis­ten in Gaza sind (unschul­di­ge) Opfer.

Die­se Über­le­gun­gen sind teil­wei­se so abschre­ckend und wider­wär­tig, dass es mir auch lie­ber wäre, wir wür­den sie nicht anstel­len müs­sen. Das meis­te ist daher nur sche­men­haft ange­deu­tet und darf indi­vi­du­ell wei­ter­ge­spon­nen wer­den. Es wird leicht sein, das Absto­ßen­de dem Autor in die Schu­he zu schie­ben. Hier geht es um die Beschrei­bung eines aktu­el­len Phä­no­mens, nicht um mög­li­che Erklä­run­gen. Ich kann mein ungläu­bi­ges Erstau­nen eben­so wenig ver­ber­gen, wie die Gefüh­le der ange­wi­der­ten Ableh­nung. Ich möch­te aber dar­auf hin­wei­sen, dass vie­le sehr klu­ge und warm­her­zi­ge Men­schen, die Vor­aus­set­zun­gen für die gegen­wär­ti­gen Selbst­zer­stö­rungs­pro­zes­se beschrie­ben und ana­ly­siert haben*. Auf deren Arbeit stüt­ze ich mich und hebe an der aktu­el­len Nor­ma­li­sie­rung des müt­ter­li­chen Inzests drei Aspek­te heraus:

  • die Ver­nied­li­chung der müt­ter­li­chen Gewalt im müt­ter­li­chen Merkel-Staat
  • das Opfer des Soh­nes im mus­li­mi­schen Matriarchat
  • das Opfer der männ­li­chen Hete­ro­se­xua­li­tät im Transgender-Paradies.

Ich begin­ne mit der Beschrei­bung der äußers­ten Schicht, dem müt­ter­li­chen Inzest als guter Staat.

Müt­ter­li­cher Inzest und guter Staat

Der Mer­kel-Staat ist der gute, müt­ter­li­che Staat, dem nichts Böses zuzu­trau­en ist. Er regiert mit Zuwen­dung, sei­ne Gewalt erzieht, sei­ne Macht ist die Ohn­macht der Mut­ter. Er ist ohne Eigen­in­ter­es­se, wie eine sor­gen­de Mut­ter. Er ist gemüt­lich und schützt die Kin­der vor der Här­te des Lebens (Vater). Die Mut­ter ist a-sexu­ell und geschlechts-neu­tral. Der Staat als gute Mut­ter ver­teilt alles gerecht und ist auf Har­mo­nie bedacht. Dis­har­mo­nie, Gewalt und aggres­si­ve Sexua­li­tät kom­men vom Vater. Die Söh­ne wer­den der väter­lich-lie­be­vol­len Domi­nanz und Aggres­si­on ent­zo­gen und ent-sexua­li­siert. Das fami­liä­re Drei­eck wird von der Mut­ter „sanft“ regiert. Die Mut­ter sta­bi­li­siert sich selbst durch die­ses Drei­eck (Mer­kel-Ges­te).

Dies ist das Mer­kel-Matri­ar­chat als müt­ter­li­cher Inzest: Die gute, a-sexu­el­le Mut­ter regu­liert laut­los und sanft durch Bli­cke und Ges­ten ihre a-sexu­el­len (= trans) und ohn­mäch­ti­gen (= Opfer) Söh­ne. Die Gewalt im Staa­te ist gerecht und vol­ler Sor­ge; Gewal­ten­tren­nung ist nicht nötig und sogar gefähr­lich, da sie Väter und Söh­ne ermäch­ti­gen würde.

Müt­ter­li­cher Inzest und Opfer des Sohnes

Das mus­li­mi­sche Matri­ar­chat eta­bliert den guten, müt­ter­li­chen Hof­staat. Ihr Herr­schafts­ge­biet ist die Fami­lie, ihre Sub­jek­te ihre Kin­der; ihr wert­volls­tes Pfand sind ihre Söh­ne. Auch ihr ist nichts Böses zuzu­trau­en. Als Frau ist sie gesell­schaft­lich min­der­wer­tig und ihre Sexua­li­tät darf nie­mals öffent­lich sein. Als Mut­ter ist sie all­mäch­tig; sie ent­wer­tet den Mann zum nutz­lo­sen Vater. Ihre äußer­li­che Ohn­macht ent­spricht ihrem inne­ren Wesen; sie ist „unter­wür­fig, rein und sanft“ (Nas­ral­lah über sei­ne ver­stor­be­ne Mut­ter). Ihr unum­strit­te­nes Macht­mit­tel ist der allei­ni­ge Zugriff auf den Sohn. In ihrer Ohn­macht als Frau ist sie all­mäch­tig als Mut­ter eines Soh­nes. Die auf­kei­men­de Sexua­li­tät der Söh­ne ist Kri­se und Kata­stro­phe, Bedro­hung und Chan­ce für die müt­ter­li­che Kon­trol­le über den Inzest. Sie bestimmt, wel­chen Weg ihr Sohn geht. Ent­we­der das Opfer der männ­li­chen Sexua­li­tät in der Ehe und ver­ach­te­ten Vater­schaft oder das Opfer im Mar­ty­ri­um. Das ist die momen­ta­ne Form des mus­li­mi­schen Matri­ar­chats als Soh­nes­op­fer in Gaza: Gewalt und Sexua­li­tät erfah­ren im Opfer des Soh­nes eine völ­li­ge Umkehr. Sexua­li­tät und Gewalt des Soh­nes wird zur Ehr­erbie­tung an die Mut­ter und die a-sexu­el­le und ohn­mäch­ti­ge Frau erlebt als Mut­ter eine öffent­li­che Eksta­se. Die­se kann welt­weit zur Schau gestellt wer­den, in der Erre­gung einer Mut­ter, die erfährt, dass ihr min­der­jäh­ri­ger Sohn, wäh­rend er israe­li­sche Frau­en ver­ge­wal­tigt hat, den Mär­ty­rer­tod gestor­ben ist. Ihr müt­ter­li­cher Auf­trag wur­de von Gott als Opfer angenommen.

Müt­ter­li­cher Inzest und Opfer der männ­li­chen Sexualität

Die Nor­ma­li­sie­rung des müt­ter­li­chen Inzests ist in der trans-sexu­el­len Bewe­gung am wei­tes­ten ent­wi­ckelt. Man­che Äuße­run­gen der Akti­vis­ten rich­ten sich direkt an die Kin­der und rufen die­se dazu auf, das Inzest­ver­bot zu unter­lau­fen und Erwach­se­ne (auch Eltern) zu ver­füh­ren. Die Diver­si­tät des Trans-Sexu­el­len ist bis­her mit dem Fron­tal­an­griff gegen das Inzest­ver­bot und die kul­tu­rel­le wie emo­tio­na­le Bedeu­tung der Vater-Sohn-Bezie­hung ver­ge­sell­schaf­tet. Ande­re For­men der Trans-Sexua­li­tät wer­den mit aller Kraft unter­drückt. Im Moment gibt es Trans-Sexua­li­tät nur unter der Herr­schaft des müt­ter­li­chen Inzests. Die­ser lebt von der Ent-Sexua­li­sie­rung des Soh­nes, der Ent­wer­tung der Väter und dem Opfer der männ­li­chen Sexua­li­tät. Der Schritt von der Aus­trock­nung der männ­li­chen Linie zum Opfer des Soh­nes selbst ist groß. Wie weit trans-gen­der (= geschlecht-über­schrei­ten­den) Akti­vis­ten in ihrer Fas­zi­na­ti­on für die Abschaf­fung der Fami­lie und der Vater-Sohn-Schaft gehen wür­den, ist kei­nes­wegs abseh­bar. Wie offen sind sie für Aus­rot­tung des Fami­li­en­stam­mes (eines Geschlechts), wenn dadurch die Befrei­ung vom Joch der Hete­ro­se­xua­li­tät und der Domi­nanz des Vaters über die Söh­ne mög­lich wird? Tat­sa­che ist die offe­ne Sym­pa­thie für geschlecht- und geschlech­ter-zer­stö­ren­den Poli­tik der Hamas und deren bewusst betrie­be­ne Aus­rot­tung gan­zer Fami­li­en (Geschlech­ter).

Der müt­ter­li­che Inzest im Trans­gen­der-Para­dies sieht so aus: Die Mut­ter agiert sanft und sicher im Medi­um der Trans-Sexua­li­tät; „trans“ bedeu­tet Ent-Sexua­li­sie­rung der Zeu­gung und der Eltern­schaft; außer­dem die Ver­leug­nung des Geschlechts und der Geschlech­ter-Zuge­hö­rig­keit der Kin­der. Der trans-gen­der Inzest der Müt­ter ruft nach einem früh­zei­ti­gen Zugriff des Staa­tes auf die sexu­el­le Ent­wick­lung der Kin­der. Die­ser ist heu­te leicht mög­lich, da wir der sozia­lis­ti­schen Visi­on einer Gesell­schaft ohne fami­liä­re Ban­de schon sehr nahe gekom­men sind. Die gerech­ten Trans-Müt­ter (guter Staat) schüt­zen ihre Kin­der vor dem gewalt­tä­ti­gen Vater (gefähr­li­che Fami­lie). Die Neu­tra­li­sie­rung der Geschlech­ter­span­nung wird durch die trans-sexu­el­le Ver­nied­li­chung der Sexua­li­tät mög­lich: Sex ist gewalt­los und gerecht. Die Mut­ter-Toch­ter-Bezie­hung wird zum Modell des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts und der Soli­da­ri­tät. Die Gemein­heit und Aggres­si­vi­tät zwi­schen Mut­ter und Toch­ter - unter Frau­en - wird geleug­net und alles Übel in der Vater-Sohn-Dyna­mik ver­or­tet. Die Aggres­si­vi­tät und Zer­stö­rungs­kraft des müt­ter­li­chen Inzests wird einer­seits auf ande­re pro­ji­ziert und tritt ande­rer­seits immer deut­li­cher in die Öffent­lich­keit: die unver­hoh­le­nen und oft kör­per­li­chen Angrif­fe auf Frau­en und Femi­nis­tin­nen, die Nor­ma­li­sie­rung weib­li­cher Ess­stö­run­gen und Lob­prei­sun­gen ver­form­ter Frau­en­kör­per, die Rede vom gerech­ten Krieg als müt­ter­lich-gerecht­fer­tig­tes Opfer der Söh­ne, die Sym­pa­thie und Fas­zi­na­ti­on für erlö­sen­de Mas­sa­ker an Frau­en als Eman­zi­pa­ti­on der unter­drück­ten Söhne.

Müt­ter­li­cher Inzest und Judentum

Müt­ter­li­cher Inzest ist nur mög­lich vor dem Hin­ter­grund der Ableh­nung der zen­tra­len Auf­ga­ben der Vater­schaft und tief sit­zen­der Res­sen­ti­ments gegen Männ­lich­keit. Män­ner sind gefähr­lich, weib­li­che Sexua­li­tät ist fried­fer­tig, Söh­ne ster­ben für die gerech­te Sache der Müt­ter. Nicht zufäl­lig ste­hen all die­se Aus­sa­gen dem Fun­da­ment des Juda­is­mus dia­me­tral ent­ge­gen. Die­ses ist geprägt von der voll­stän­di­gen Absa­ge an jeg­li­che reli­giö­se Recht­fer­ti­gung des Men­schen­op­fers in der Vater-Sohn-Bezie­hung (Abra­ham-Isaak-Erzäh­lung). Eben­so von der Rol­le der Frau­en und der Weib­lich­keit als ver­mit­teln­de Geis­tes­kraft (Sche­chi­na) in der Got­tes­be­zie­hung. Die­se weib­li­che Kraft wur­de zum Vor­bild des Hei­li­gen Geis­tes als ver­mit­teln­de Posi­ti­on in der Vater-Sohn-Dyna­mik der christ­li­chen Tri­ni­tät. Außer­dem ist die jüdi­sche Mut­ter der Garant der Blut­li­nie des Stam­mes, des Fort­be­stands des Geschlechts. 

Im Juden­tum schützt das Inzest­ver­bot die Posi­ti­on der Frau und Mut­ter. Die Got­tes­kind­schaft des Men­schen ist Auf­trag an Vater und Mut­ter glei­cher­ma­ßen, die eige­nen Kin­der wie das Eben­bild Got­tes zu behan­deln und wie den eige­nen Aug­ap­fel zu schüt­zen. Fami­li­en- und Got­tes­be­zie­hun­gen über­lap­pen sich; väter­li­cher und müt­ter­li­cher Inzest sind ein Bruch des Treue-Bünd­nis­ses unter­ein­an­der und mit Gott. 

Ein sozia­lis­ti­sches Trans­gen­der-Kali­fat ist möglich

Wer die eige­ne Kind­schaft ver­leug­net und weder Vater und Mut­ter hat, sucht Zuflucht beim Staat. Die­ser arbei­tet aber heu­te gemäß der Geset­ze des müt­ter­li­chen Inzest. Die Vor­stel­lung, dass es eine Kon­ver­genz zwi­schen der Eksta­se der Gaza-Mut­ter mit Gaza-que­ers und der Gemüt­lich­keit des müt­ter­li­chen Inzest-Staa­tes geben könn­te, ist alles ande­re als absurd. Die Gleich­zei­tig­keit von gewalt­tä­ti­ger Eksta­se und gemüt­li­chem Sozi­al­staat war schon ein­mal der phä­no­me­na­le Aus­druck einer selbst­zer­stö­re­ri­schen Koali­ti­on in unse­rem Land (1933-45). Ein sozia­lis­ti­sches, trans­gen­der Kali­fat klingt absurd - aber was heißt das schon im heu­ti­gen Gesche­hen per­ma­nen­ter Grenz­über­schrei­tun­gen, als dass es mor­gen mög­lich wird. Ob die­se Kon­ver­genz im müt­ter­li­chen Inzest je in einer poli­tisch moti­vier­ten Koali­ti­on zum Tra­gen kommt und poli­ti­sche Rea­li­tät erschafft, ist frag­lich. Tat­sa­che ist aber, dass die gegen­wär­ti­gen Annä­he­run­gen so unge­heu­er­lich sind, dass wir das Gespräch dar­über lie­ber vermeiden. 

Gibt es ein Inzest­ver­bot im Politischen?

Es ist natür­lich auch kein Zufall, dass aus­ge­rech­net eine jüdi­sche Lieb­ha­be­rin der Repu­blik auf den wirk­sams­ten Schutz vor müt­ter­li­chem Inzest hin­ge­wie­sen hat. Han­nah Arendt‘s Unter­schei­dung der Güter pro­du­zie­ren­den Sphä­re (Haus und Öko­no­mie = oikos) von der Frei­heit pro­du­zie­ren­den Sphä­re (Öffent­lich­keit und Poli­tik = polis) ist eine der wun­der­sams­ten Über­set­zun­gen des Inzest­ver­bo­tes in das Leben der Repu­blik. Bestand und Tren­nung die­ser bei­den Sphä­ren sind die Vor­aus­set­zung für Frei­heit. Die Auf­he­bung die­ser Tren­nung führt zum Zusam­men­bruch des Poli­ti­schen mit sei­nen vie­len For­men der Ver­mitt­lung von Inter­es­sen und Ideen. Dann kommt die Fas­zi­na­ti­on für die archai­schen und gewalt­sa­men For­men, den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­hang zu beschwö­ren (erzwun­ge­ne Soli­da­ri­tät) und her­zu­stel­len (ver­bin­den­de Opfer) wie­der durch. Der Zusam­men­bruch des Poli­ti­schen hat sich in unse­rem Land nach 1989 (ver­pass­ter poli­ti­scher Moment) ange­deu­tet und ist spä­tes­tens seit 2009 (ent­po­li­ti­sie­ren­de Poli­tik selbst gemach­ter Kri­sen) in vol­lem Gange.

Are­ndts Unter­schei­dung hat­te es schwer, Gehör zu fin­den in einer Gene­ra­ti­on, die mit den Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten der mar­xis­ti­schen Sozi­al­wis­sen­schaf­ten auf­ge­wach­sen ist: dem für alle mög­li­chen Unge­rech­tig­kei­ten ver­ant­wort­li­chen Gegen­satz von weib­li­cher Arbeit (Haus = Repro­duk­ti­on) und männ­li­cher Arbeit (Feld, Fabrik = Pro­duk­ti­on). Nicht nur mei­ne Gene­ra­ti­on lief damit in die selbst aus­ge­leg­te Fal­le. Eman­zi­pa­ti­on wur­de als Auf­he­bung der Tren­nung von häus­li­cher und öffent­li­cher Sphä­re pro­pa­giert. Häus­li­cher Frie­de wur­de zum Vor­bild für glo­ba­len Frie­den, aus oikos wur­de Öko-logie, aus müt­ter­li­cher (Ohn)Macht wur­de Welt­macht, die Wun­den der männ­li­chen Natur­be­herr­schung wur­den durch die Nach­hal­tig­keit der Mut­ter-Toch­ter-Öko­no­mie geheilt. Im Höhen­flug der Selbst­ge­wiss­heit wur­den nicht ein­mal die War­nun­gen zuge­neig­ter Mit­strei­ter gehört. Klaus Hein­rich: „Eman­zi­pa­ti­on ist ein Wort aus der Skla­ven­hal­ter­spra­che. Der Eman­zi­pier­te (sei es Skla­ve, Jude, Frau) blieb min­de­ren Rechts. Man soll­te das Wort nur gebrau­chen, wenn man sich bei sei­nem Gebrauch immer vor Augen hält, dass Frau­en und Män­ner in glei­chem Maße eman­zi­pa­ti­ons­be­dürf­tig sind, bei­de zugleich Skla­ven­hal­ter und Skla­ven, und dass (ein uner­hör­ter Vor­gang in der Skla­ven­hal­ter­spra­che) Eman­zi­pa­ti­on heu­te Selbst­frei­ga­be bedeu­ten muss“ (Das Argu­ment, 4. Jg. 1962). 

Es wür­de sich auch noch heu­te loh­nen „Selbst­frei­ga­be“ zu ergründen.

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* Eine lie­be­vol­le Aus­ein­an­der­set­zung mit der Macht der Müt­ter fin­det sich in den Arbei­ten der Kin­der­psy­cho­ana­ly­ti­kern Mela­nie Klein und Donald Win­ni­cott. Klein hat bei Karl Abra­ham gelernt, einer der ers­ten Ana­ly­ti­ker, der sich trau­te, die destruk­ti­ve Macht der Müt­ter zu erfor­schen. Für Sig­mund Freud waren Müt­ter vor allem lie­be­voll und zuge­wandt. Erst der Ein­bruch des Vaters brach­te Kon­flikt­po­ten­ti­al und Aggres­si­on in die Mut­ter-Kind-Bezie­hung. Freud selbst sag­te vor­her, dass eine Gene­ra­ti­on von Frau­en-Ana­ly­ti­kern jene Zeit vor den ödi­pa­len Kon­flik­ten ergrün­den wird. Auf den Arbei­ten Klein’s bau­en jene auf, die ent­schei­den­de Hin­wei­se auf die aktu­el­le gesell­schaft­li­che Situa­ti­on gege­ben haben: Geor­gio Agam­ben, Jan Ass­man, Gun­nar Hein­sohn, Klaus Hein­rich, Rena­te Schle­si­er, Ger­burg Treusch-Dieter.