Ein Gast­bei­trag von Sieg­mar Faust

In der auch von Mil­li­ar­dä­ren wie Bill Gates gespon­ser­ten Zeit­schrift DER SPIEGEL wur­den zu Beginn des Jah­res 2018 von einem adli­gen Jour­na­lis­ten aus durch­aus gutem Hau­se fünf Dis­si­den­ten und Bür­ger­recht­ler skiz­zen­haft por­trä­tiert und im Unter­ti­tel schon voll abge­stem­pelt: „In der DDR strit­ten sie als Bür­ger­recht­ler für Demo­kra­tie – jetzt trif­ten Frei­heits­kämp­fer von einst nach rechts ab. War­um?i Vor der Über­schrift „Was für Hel­den“ wur­de in rot noch eine Orts­an­ga­be gesetzt: „Ost­deutsch­land”. Kei­ner der Beschrie­be­nen stammt aus den ehe­ma­li­gen Ost­ge­bie­ten, son­dern alle wuch­sen im Sen­de­be­reich des Mit­tel­deut­schen Rund­funks auf. Schon mit solch einer Mani­pu­la­ti­on oder Geist­lo­sig­keit begann es. Immer­hin war der Jour­na­list so ehr­lich zuzu­ge­ben, dass sein Arti­kel vie­le Leser­brie­fe her­vor­rief, „doch 80% ergrif­fen für Sie Par­tei“. Drei Mona­te dar­auf kam es noch schlim­mer. Wenn es in einer Demo­kra­tie, die sich ja gern mit Sir Pop­per als „offe­ne Gesell­schaft” ver­steht, nur gestat­tet ist, links zu sein, dann kann das nur eine Dik­ta­tur sein, im harm­lo­ses­ten Fall eine Demokratur.

In der zuneh­men­den Anma­ßung von Jour­na­lis­ten, die durch ihre Kum­pa­nei mit poli­ti­schen oder finan­zi­el­len Macht­ha­bern das Volk stän­dig in die Illu­si­on ein­lul­len, die­se auto­ri­tä­re Bevor­mun­dung sei Demo­kra­tie, wird sie mas­siv unter­gra­ben. Noch deut­li­cher sprach es Obe­ron Reger aus: „Durch ein deut­sches Jour­na­lis­ten­ge­hirn gequetscht zu wer­den ist das Schreck­lichs­te, was einer Wirk­lich­keit pas­sie­ren kann.“ Genau das pas­sier­te mir drei Mona­te spä­ter, nach­dem ich dem angeb­lich katho­li­schen Jour­na­lis­ten Mar­kus Decker für die „Ber­li­ner Zei­tung“ii ein Inter­view gab, das dann gleich­zei­tig ohne mein Wis­sen in einem Dut­zend wei­te­rer Zei­tun­gen ganz­sei­tig erschien, wo er mir nicht nur gefälsch­te Wor­te in den Mund gelegt hat­te, son­dern mir auch noch unter­stell­te, dass ich nach „rechts außen geschwenkt“ sei. Die Zei­tung druck­te weder mei­ne Gegen­dar­stel­lung ab, noch nahm die Staats­an­walt­schaft mei­ne Anzei­ge an.

Im Alten Tes­ta­ment hieß es noch: „Der Ver­stand des Gebil­de­ten wählt den rech­ten Weg, der Ver­stand des Unge­bil­de­ten den lin­ken…iii Der „Fort­schritt” brach­te es jedoch mit sich, dass es heu­te genau anders­her­um gül­tig sein soll. In kri­ti­schen Leser­brie­fen gegen den Kurs der BILD-Zei­tung hieß es im Febru­ar 2018: „Es gibt nicht mehr links und rechts, es gibt nur noch ein oben und unten, wobei die ‚oben‘ die Sys­tem­lin­ge, die Abhän­gi­gen sind.” Dazu passt auch eine wei­te­re Zuschrift: „Die BILD geht den Lei­dens­weg der SPD, man ver­lässt die Welt des klei­nen Man­nes und ver­sucht sich statt­des­sen in mora­li­scher Unter­wei­sung des Vol­kes. Das kann nicht funk­tio­nie­ren und endet in der Bedeu­tungs­lo­sig­keit!

Ja, „oben” und „unten” ist eben­so ein vor allem poli­tisch aus­leg­ba­res Gegen­satz­paar, das in jeder Zeit und Ord­nung mehr oder weni­ger prä­sent ist, doch es ist poli­tisch nicht mehr so domi­nant wie der moder­ne­re Span­nungs­bo­gen zwi­schen rechts und links. Was ver­ste­hen wir heu­te eigent­lich unter „links” und „rechts”? Die­se poli­ti­sche Ein­tei­lung ent­stand bekannt­lich zu Beginn des 19. Jahr­hun­derts in Frank­reich mit der Sitz­ord­nung der Natio­nal­ver­samm­lung. In der dama­li­gen Depu­tier­ten­kam­mer saßen links die „Bewe­gungs­par­tei­en”, deren Ziel es war, die poli­tisch-sozia­len Ver­hält­nis­se zu ver­än­dern, rechts die „Ord­nungs­par­tei­en”, die mehr auf die Bewah­rung der poli­tisch-sozia­len Ver­hält­nis­se hin­wirk­ten. Auch in vie­len ande­ren Par­la­men­ten setz­te sich die­se Sitz­ord­nung durch. Das ist bis heu­te so, und auch bei der Sitz­ver­tei­lung der Par­tei­en im Deut­schen Bun­des­tag sitzt die SED-Links­par­tei, deren poli­ti­sche Aus­rich­tung sogar auf ihrem Namens­schild steht, vom Bun­des­tags­prä­si­di­um aus gese­hen links, und auf der rech­ten Sei­te sit­zen gegen­wär­tig die Abge­ord­ne­ten der AfD.

Möge die Ein­tei­lung der Par­tei­en in das „Links-Rechts”-Schema heut­zu­ta­ge für vie­le immer unüber­sicht­li­cher und damit ent­behr­lich gewor­den sein, so wer­den vie­le trotz­dem auch in Zukunft nicht ohne die­se Kli­schee­be­grif­fe aus­kom­men, denn nir­gend­wo lässt sich die auf Erden und im mate­ri­el­len Uni­ver­sum herr­schen­de Pola­ri­tät, also der uns alle beherr­schen­de Dua­lis­mus auf­he­ben. Ohne Gegen­sät­ze lie­ße sich auch gar nichts erken­nen. Dabei muss ich mich vor­der­grün­dig nicht zum Dua­lis­ten abstem­peln las­sen, nur weil ich als zur Tran­szen­denz nei­gen­der Zeit­ge­nos­se im Sin­ne Chris­ti­an Wolffs „die Exis­tenz mate­ri­el­ler und imma­te­ri­el­ler Sub­stan­zen” aner­ken­ne und mich gleich­zei­tig an der Berg­pre­digt von Jesus ori­en­tie­re.iv Bei allem Respekt vor dem anti­ken Phi­lo­so­phen Plo­tin, der in sei­ner monis­ti­schen Phi­lo­so­phie alles, was geis­tig oder phy­sisch exis­tiert, auf das Eine zurück­zu­füh­ren such­te. Falls sich das auf Gott bezieht – stim­me ich zu, falls damit aber die Gegen­sät­ze in der Welt und in der Natur gemeint sein sol­len, dann pas­se ich.

Was wäre denn die Lite­ra­tur, von den Lie­bes- oder Kri­mi­nal­ro­ma­nen mal ganz abge­se­hen, ohne solch ein dua­lis­ti­sches Figu­ren­paar der Dich­tung wie Faust/Mephisto? Deut­li­cher wird vie­les, wenn Par­tei­en und Men­schen beson­ders radi­ka­le Ansich­ten ver­tre­ten oder ant­ago­nis­ti­sche Gegen­sät­ze ver­kör­pern. Nor­ma­ler­wei­se ver­trägt eine sta­bi­le Demo­kra­tie auch radi­ka­le, also bis an den Rand oder bis zur Wur­zel rei­chen­de Ansich­ten, For­de­run­gen oder Bestre­bun­gen. Doch in jeder Gesell­schafts­ord­nung gibt es auch durch Grund­ge­set­ze vor­ge­ge­be­ne „rote Lini­en”. Wer bis zur Linie geht ist radi­kal, wer sie jedoch über­schrei­tet, sei er ein beson­ders akti­ver „Freund des Fort­schritts” oder ein soge­nann­ter „Reak­tio­när”, wird zumeist und zurecht als „Extre­mist”v bezeichnet.

Links- oder Rechts­extre­mis­ten wol­len ent­we­der als Frus­trier­te oder sonst wie Abge­häng­te das bestehen­de Staats- und Gesell­schafts­sys­tem ver­än­dern, nicht sel­ten auch mit­tels Put­sches oder Revo­lu­ti­on, also durch Gewalt­an­wen­dung. Das recht­fer­tigt den Ver­fas­sungs­schutz, jedoch nur, wenn deren Ver­tre­ter nicht auf einem Auge blind sind.

Luthers Aner­ken­nung der welt­li­chen Obrig­keit und sei­ne For­de­rung, sich ihr in irdisch- poli­ti­schen Fra­gen unter­zu­ord­nen, berei­te­te den Boden für das oft zu enge Bünd­nis von Thron und Altar im deut­schen Pro­tes­tan­tis­mus. Erst die Erfah­run­gen des 20. Jahr­hun­derts führ­ten bei dem Theo­lo­gen Diet­rich Bon­hoef­fer zu einer kri­ti­schen Inter­pre­ta­ti­on von Luthers Leh­re, denn er pos­tu­lier­te im Nazi-Regime, wenn der Staat in sei­nem Recht und Ord­nung schaf­fen­den Funk­ti­on ver­sagt, ein Recht auf Wider­stand. Das ist dann auch in den Arti­kel 20 des Grund­ge­set­zes der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ein­ge­floch­ten worden.

Ich neh­me wie der ehe­ma­li­ge säch­si­sche Jus­tiz­mi­nis­ter und Bun­des­prä­si­dent­schafts­kan­di­dat Stef­fen Heit­mann an, dass sich „hin­ter den Begrif­fen rechts und links unter­schied­li­che Wirk­lich­keits­ver­ständ­nis­se ver­ber­gen, unter­schied­li­che geis­ti­ge Ansät­ze, die dann jeweils auch unter­schied­li­che poli­ti­sche Akzent­set­zun­gen nach sich zie­hen”. Woll­te ich nun genau die eigent­li­chen Unter­schie­de zwi­schen den poli­tisch lin­ken oder rech­ten Über­zeu­gun­gen ana­ly­sie­ren, dann käme am Ende ein dickes Buch her­aus. Des­halb kann ich hier nur skiz­zen­haft die Unter­schie­de andeu­ten. Rechts ein­ge­stell­te Men­schen und Par­tei­en haben ein kon­ser­va­ti­ves Men­schen­bild, das sich aus der Tra­di­ti­on bis hin zur bibli­schen Geschich­te speist, also auch vom Sün­den­fall des ers­ten Men­schen­paa­res weiß. Für sie steht, um es aktu­ell aus­zu­drü­cken, das Wohl der eige­nen Fami­lie und Nati­on samt ihrer Staats­bür­ger im Vor­der­grund, wäh­rend bei links ein­ge­stell­ten Men­schen und Par­tei­en welt­weit die sozia­le Gerech­tig­keit und die Gleich­heit aller Men­schen im Vor­der­grund ste­hen. In der Theo­rie. Doch wie sieht die Wirk­lich­keit aus? Davon kann der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Tho­mas Bareiß fol­gen­des Lied sin­gen: Er war mit einer Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten der SED-Lin­ken mal auf Aus­lands­rei­se. Er bekam mit, dass sich die­se Dame beim Rück­flug auf First Class umbu­chen ließ. „Ich war über­rascht und frag­te, ob die Lin­ken nicht eher Holz­klas­se flie­gen müs­sen.“ Die Lin­ke erklär­te ihm dar­auf­hin, dass er da etwas falsch ver­stan­den habe: „Im Sozia­lis­mus flie­gen alle First Class.“ Tja, so flie­gen die Ver­tre­ter der Armen, Aus­ge­beu­te­ten und Benach­tei­lig­ten schon mal ihrer Zeit etwas voraus.

Denn die Avant­gar­de muss schon etwas frü­her im Sozia­lis­mus ankom­men, um dann die Mas­se der Ent­rech­te­ten dort gebüh­rend emp­fan­gen zu kön­nen. Das ken­nen wir schon aus dem Ver­hal­ten der einst regie­ren­den Bon­zen in den soge­nann­ten sozia­lis­ti­schen Län­dern, die eben­falls Was­ser pre­dig­ten und heim­lich guten Wein vom Klas­sen­feind sof­fen, um wie­der in Anleh­nung an ein Bibel­zi­tat deut­lich zu machen, dass die Tech­nik sich zwar wahn­sin­nig schnell fort­ent­wi­ckelt, aber der Cha­rak­ter, das Wesen des Men­schen bleibt unver­än­dert: der alte Adam.

Der alte Adam in uns soll ersäuft wer­den.” Das sag­te Mar­tin Luther und schluss­fol­ger­te: „Nimm dich aber in Acht, das Aas kann schwim­men!” Und wie der von den Lin­ken sicher nicht erträum­te, aber durch ihre Poli­tik ent­ste­hen­de neue soli­da­ri­sche Mensch oder deut­li­cher gesagt: der abge­rich­te­te Mensch aus­sieht, das lässt sich heu­te deut­lich in Nord­ko­rea oder Chi­na stu­die­ren. Nichts schreckt die Lin­ken ab, die Welt zu revo­lu­tio­nie­ren, damit das Glücks­ver­spre­chen für alle end­lich sei­ne Erfül­lung fin­det. Das hie­ße in der Kon­se­quenz, alle Gegen­sät­ze zwi­schen den Men­schen und ihren Ver­hält­nis­sen abzuschaffen.

Welch in Irr­sinn! Allein schon die Geset­ze der Ungleich­zei­tig­keit las­sen sich nicht abschaf­fen, denn das hie­ße, die Zeit anhal­ten oder abschaf­fen zu wol­len. Das könn­te uns ledig­lich im Jen­seits wider­fah­ren. „Da aber die posi­ti­ven Wis­sen­schaf­ten”, so Mar­tin Heid­eg­ger, „auf die onto­lo­gi­sche Arbeit der Phi­lo­so­phie weder war­ten ‚kön­nen‘ noch sol­len, wird sich der Fort­gang der For­schung nicht voll­zie­hen als ‚Fort­schritt‘, son­dern als Wie­der­ho­lung und onto­lo­gisch durch­sich­ti­ge­re Rei­ni­gung des ontisch Ent­deck­ten.vi Doch die Fort­schritts­men­schen wer­den nichts unver­sucht las­sen, den neu­en Men­schen, beses­sen von Diver­si­tät, Inklu­si­on und Ega­li­tät, zu züch­ten, die­ses Mal mit Hil­fe der Digitaltechnik.

Lin­ke emp­fin­den sich in der Tra­di­ti­on der Auf­klä­rung ste­hend und hal­ten die Welt grund­sätz­lich für durch­schau­bar, steu­er­bar und beherrsch­bar, wenn auch bar jeder Ver­nunft, wäh­rend Rech­te ihre beschei­de­ne­re Beson­nen­heit der Tran­szen­denz unter­ord­nen, wis­send, dass sie nicht die Schöp­fer der Welt und des Uni­ver­sums sind und des­halb ehr­furchts­voll die Gren­zen mensch­li­cher Erkennt­nis­fä­hig­keit beach­ten, soll hei­ßen, sich selbst nicht zur letz­ten Instanz erhe­ben. Lin­ke glau­ben im Sin­ne Dar­wins und Heckels an den Fort­schritt vom Nie­de­ren zum Höhe­ren. Dann ist es auch logisch, die Marx‘sche Stu­fen­lei­ter vom Urkom­mu­nis­mus über die Skla­ven­hal­ter­ord­nung und den Feu­da­lis­mus hoch­zu­kra­xeln, um in der letz­ten Sta­ti­on, die sich Sozia­lis­mus nennt, vor dem kom­mu­nis­ti­schen Para­dies auf Erden den teuf­li­schen Kapi­ta­lis­mus zu über­win­den. Denn erst dann wird die vom Klas­sen­kampf bestimm­te „Vor­ge­schich­te der Mensch­heit“ über­wun­den sein, und der neue Mensch wird ein von Ent­frem­dung und Aus­beu­tung befrei­tes Leben füh­ren und sei­ne Geschich­te bewusst und selbst­stän­dig gestal­ten kön­nen. Wer könn­te denn etwas gegen eine sol­che klas­sen­lo­se Gesell­schaft haben? Wer will nicht die gött­li­chen von Marx ent­deck­ten Geschichts­ge­set­ze aner­ken­nen? Gehö­ren die­se Leug­ner nicht in geschlos­se­ne psych­ia­tri­sche Anstal­ten gesperrt?

Oder die ande­ren, die von der unge­rech­ten kapi­ta­lis­ti­schen Ord­nung schwär­men, weil sie von ihr pro­fi­tie­ren, müss­ten sie nicht weg­ge­sperrt wer­den? Und gar die Pro­duk­ti­ons­mit­tel­be­sit­zer, gehö­ren sie nicht ent­eig­net? Marx, der ja gern mit Fremd­wor­ten her­um­prahl­te, nann­te das „Expro­pria­ti­on der Expro­pria­teu­re”. Und sie­he: Die Marx‘sche Theo­rie wur­de zur mate­ri­el­len Gewalt. Das „Mani­fest der kom­mu­nis­ti­schen Par­tei” wur­de zum Best­sel­ler. Die Welt­be­völ­ke­rung bekam dank Marx ab 1850 bis heu­te 6,6 Mil­li­ar­den Zuwachs. Kein Wun­der, dass Lebens­mit­tel in den sozia­lis­ti­schen Staa­ten noch heu­te knapp sind.

Also: „Völ­ker, hört die Signa­le! / Auf, zum letz­ten Gefecht! / Die Inter­na­tio­na­le / Erkämpft das Men­schen­recht…” Und wie heißt es dazu bei Marx? „Es gibt nur ein Mit­tel, die mör­de­ri­schen Todes­we­hen der alten Gesell­schaft, die blu­ti­gen Geburts­we­hen der neu­en Gesell­schaft abzu­kür­zen, zu ver­ein­fa­chen, zu kon­zen­trie­ren, nur ein Mit­tel – den revo­lu­tio­nä­ren Ter­ro­ris­mus.vii Das haben sich weder die Sturm­ab­tei­lun­gen der Natio­nal­so­zia­lis­ten noch die Kom­mu­nis­ten des Rot­front­kämp­fer­bun­des zwei­mal sagen las­sen. In die­ser Tra­di­ti­on ste­hen bis heu­te vor allem die ver­mumm­ten Anti­fa-Ban­den, die über­all nur Nazis und Ras­sis­ten sehen wol­len, sie regel­recht her­vor­kit­zeln und dafür brav und dumm, wenn nicht gar ver­bre­che­risch vom demo­kra­tisch sein wol­len­den Rechts­staat sub­ven­tio­niert werden.

Ehe­ma­li­ge Lin­ke, die nach rechts kon­ver­tier­ten wie der Her­aus­ge­ber Sté­pha­ne Cour­tois, brach­ten 1997 das „Schwarz­buch des Kom­mu­nis­mus” her­aus. Dar­in wird äußerst zurück­hal­tend die Bilanz die­ser mar­xis­tisch-kom­mu­nis­ti­schen Ideo­lo­gie auf­ge­lis­tet: 100 Mil­lio­nen Tote. Schnell unter­stel­len dar­auf Lin­ke den Rech­ten: Ihr habt zwei Welt­krie­ge auf dem Gewis­sen samt Holo­caust. Wer so dumm argu­men­tiert, will Ver­wir­rung stif­ten, denn der tota­li­tä­re Natio­nal­so­zia­lis­mus ist ein lin­kes Gewächs, wenn auch nicht unmit­tel­bar auf dem Nähr­bo­den des Mar­xis­mus gekeimt. Die Befür­wor­ter der ers­ten fra­gi­len Demo­kra­tie auf deut­schem Boden hat­ten 1924 den mit­glie­der­reichs­ten Ver­band zur Ver­tei­di­gung der Demo­kra­tie gegrün­det: das Reichs­ban­ner Schwarz-Rot-Gold. Fast drei Mil­lio­nen Mit­glie­der setz­ten sich vor allem gegen die aggres­si­ven Kom­mu­nis­ten und Natio­nal­so­zia­lis­ten zur Wehr. Über­wie­gend bestand das Reichs­ban­ner aus Sozi­al­de­mo­kra­ten, doch auch Anhän­ger der Deut­schen Zen­trums­par­tei (DZP) und der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Par­tei (DDP) hat­ten das Reichs­ban­ner mit­ge­grün­det. Ein Mit­glied war auch Prinz Huber­tus zu Löwen­stein, der nach der Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten sofort ins Exil gehen muss­te und in den USA 1936 die Deut­schen Aka­de­mie der Küns­te und Wis­sen­schaf­ten im Exil grün­de­te. 1946 nach Deutsch­land zurück­ge­kehrt grün­de­te er 1973 den Frei­en Deut­schen Autoren­ver­band (FDA), weil sich der Schrift­stel­ler­ver­band (VS) unter Böll und Grass in die von dem Ex-Kom­mu­nis­ten Leon­hard Mahlein gelei­te­te Gewerk­schaft Druck und Papier ein­ge­glie­dert hatte.

Neben Rei­ner Kun­ze und ande­ren aus der DDR aus­ge­sie­del­ten oder frei­ge­kauf­ten Autoren ver­ließ ich eben­falls den von dem Sta­si-Mit­ar­bei­ter Bernt Engel­mann geführ­ten VS und wur­de bald Vize­prä­si­dent des FDA. Dort konn­te ich mich auch für eini­ge von der Sta­si ver­folg­te DDR-Autoren wie Hei­de Härtl, Wolf­gang Hil­big und Gert Neu­mann, die damals in Leip­zig leb­ten, einsetzen.

Moder­ne im Wohl­stand des Wes­tens auf­ge­wach­se­ne Autoren oder ver­be­am­te­te Lin­ke, die gern für das gro­ße End­ziel ihrer Uto­pien die Frei­hei­ten Anders­den­ken­der ein­schrän­ken, bean­spru­chen jedoch alle Frei­hei­ten für sich, um ihre Gleich­heits­ge­dan­ken in die Welt trom­pe­ten zu kön­nen, aber nicht in dem Sinn, dass wir alle vor Gott oder dem Rich­ter gleich sind, nein, eher in dem Sinn, dass es nichts geben darf, was uns dif­fe­ren­ziert, son­dern uns grund­sätz­lich auf eine Stu­fe stellt. Des­halb nicht nur die „Ehe für alle“, son­dern alles für alle, denn selbst in einer „sozi­al gerech­ten und anti­dis­kri­mi­nie­ren­den Gesell­schaft” sei es nicht län­ger hin­zu­neh­men, „dass Namen, die ein Arbeits­ge­rä­t/-mit­tel bezeich­nen, häu­fig nur mit mas­ku­li­nen Arti­keln gebraucht wer­den”. Der Arti­kel gehört dem Mann, doch die Arti­kel im Plu­ral der Frau. Ist das nicht großzügig?

Es geht auch ernst­haf­ter, denn aus man­chen lin­ken Spaß­vö­geln oder Revo­lu­tio­nä­ren sind oft ver­nünf­ti­ge Kon­ser­va­ti­ve ver­schie­de­ner Schat­tie­run­gen her­vor­ge­gan­gen, wie der ehe­ma­li­ge SPIE­GEL-Redak­teur Jan Fleisch­hau­er, der erkann­te: „Die Krux jeder uto­pis­ti­schen Bewe­gung besteht dar­in, dass ihre Bemü­hun­gen um die Her­stel­lung einer bes­se­ren Welt nie ein defi­nier­tes Ende haben. Des­halb kann man das Gespräch mit Lin­ken auch immer wei­ter­trei­ben, über den Punkt der Absur­di­tät hin­aus. Das macht es so komisch. Klar, nicht alle kön­nen lachen.” Von der links­grü­nen Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten Fran­za Drech­sel erfuhr er nun etwas über die Fein­hei­ten der Gen­der­spra­che, um alle Men­schen gleich­be­rech­tigt ein­be­zie­hen zu kön­nen, auch jene, die sich sexu­ell nicht zuord­nen wol­len. Am bes­ten sogar, so belehrt sie ihn, „mit Unter­strich und klei­nem i”. „Der wirk­lich auf­ge­klär­te Lin­ke“, so Fleisch­hau­er, „schreibt des­halb kon­se­quent nur noch von Vergewaltiger_innen – das nen­ne ich wah­re Gleichberechtigung!”

Über­zeu­gungs- oder Glau­bens­än­de­run­gen sind nichts Neu­es in der Geschich­te. Sie kön­nen jedoch noch heu­te in eini­gen Län­dern der Erde mit dem Tod bestraft wer­den. In demo­kra­ti­schen Rechts­staa­ten hin­ge­gen kom­men viel zu leicht ehe­ma­li­ge Extre­mis­ten an die Macht, das fing bei Her­bert Weh­ner und Ernst Reu­ter an, die als stram­me Kom­mu­nis­ten natür­lich auch Dreck am Ste­cken hat­ten. Im Gegen­satz zu spä­te­ren Kon­ver­ti­ten aus dem links­extre­men Spek­trum sind sie jedoch ech­te Demo­kra­ten gewor­den, was ich bei Poli­ti­kern wie „Josch­ka” Fischer, Clau­dia Roth, Joscha Schmie­rer, Hans-Chris­ti­an Strö­be­le, Jür­gen Trit­tin und vie­len ande­ren die­ses Kali­bers bis­her nicht erken­nen konn­te. Denen ste­hen jedoch Hun­der­te Kon­ver­tier­te gegen­über, die wirk­lich von links­ra­di­ka­len bis extre­men Posi­tio­nen zur bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ven Mit­te fan­den, sei­en es Phi­lo­so­phen wie André Glucks­mann, Rüdi­ger Safran­ski oder Peter Slo­ter­di­jk, Schrift­stel­ler wie Hans Chris­toph Buch, Geor­ge Orwell oder Botho Strauß, sei­en es Wis­sen­schaft­ler wie Jörg Bab­e­row­ski, Klaus Schrö­der oder Manés Sper­ber, sei­en es Jour­na­lis­ten wie Die­ter Bor­kow­ski, Mat­thi­as Matus­sek oder Gün­ter Zehm, sei­en es Poli­ti­ker wie Vik­tor Orbán, Gün­ter Schab­ow­ski oder Miloš Zeman. Auch an den im Febru­ar 2022 ver­stor­be­nen Rechts­in­tel­lek­tu­el­len Gün­ter Maschke möch­te ich hier erinnern.

Es gibt nur sel­ten eine Wand­lung von rechts nach links. Da fal­len mir nur der ehe­ma­li­ge CDU-Gene­ral­se­kre­tär Hei­ner Geiß­ler ein, der öfters durch stark pola­ri­sie­ren­de Äuße­run­gen über poli­ti­sche Geg­ner auf­fiel, doch bald sorg­te sei­ne Wen­dung zu ten­den­zi­ell lin­ken Posi­tio­nen für beträcht­li­ches Auf­se­hen. Zuvor gab es den ehe­ma­li­gen Bun­des­prä­si­den­ten Gus­tav Hei­ne­man, der von der CDU zur SPD wech­sel­te. Die Rech­ten haben kaum noch einen Arsch in der Hose. Rai­ner Zitel­mann, der sich wie Tau­sen­de ande­re auch von links­extrem über links­ra­di­kal und links auf die Gegen­sei­te bewegt hat, was einem natür­li­chen Rei­fungs­pro­zess ent­spricht, resü­mier­te: „Es bedarf einer Über­win­dung, sich selbst als ‚rechts‘ zu bezeich­nen. (…) Merk­wür­di­ger­wei­se trifft all dies auf den Gegen­be­griff ‚links‘ nicht zu.viii

Ja, war­um wohl? Die Mehr­heit des deut­schen Vol­kes, die im Berufs­le­ben steht und kei­ne Zeit hat, sich stän­dig von Gen­der-Affen agi­tie­ren oder im Schluss­ver­kauf poli­ti­scher Moden zum Schnäpp­chen­kauf ver­füh­ren zu las­sen, ist eigent­lich ganz gut aus­ge­gli­chen, aber es hat nicht die Regie­rung, die es ver­dient (oder doch?), es hat trotz Zwangs­be­zah­lung nicht die Medi­en, die objek­tiv berich­ten. Die Volks­er­zie­her domi­nie­ren, und sie wol­len bestim­men was links und rechts ist. Links ist für sie gut, rechts ist böse. Und das wird über alle zwangs­fi­nan­zier­ten Kanä­le durch­ge­peitscht bis zum Geht-nicht-mehr! Der Schrift­stel­ler und Jour­na­list Ulrich Schacht, der sich einst sein kri­ti­sches Bewusst­sein in der Sta­si-Haft schär­fen ließ, drückt es so aus: „Ich mei­ne, dass wer heu­te die hohn­trie­fen­den oder hass­ver­zerr­ten Mas­ken von Figu­ren der öffent­lich-recht­li­chen Medi­en – die behaup­ten, Nach­rich­ten zu ver­kün­den – bei der täg­li­chen Arbeit der Lüge durch dreis­tes­te Mani­pu­la­ti­on beob­ach­tet – also die Phy­sio­gno­mien der Slom­ka, Mios­ga oder Kle­ber, wenn sie den Feind vor sich haben, wahl­wei­se Trump, Putin, Orban, Fara­ge, Gau­land oder gleich die gan­ze AfD, gleich ob im Inter­view oder im Text -, der sieht doch plötz­lich mit­ten in Deutsch­land nord­ko­rea­ni­sches Fern­se­hen: fana­ti­sches Augen­rol­len, hass­be­ben­de Stim­me, sie­ges­si­che­res Lächer­lich­ma­chen.

All das for­dert den Rech­ten viel Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl ab. Obwohl sie von der prin­zi­pi­el­len Ungleich­heit der Men­schen aus­ge­hen, befür­wor­ten sie eine Hier­ar­chie tra­di­tio­nell bewähr­ter Wer­te und Nor­men, in denen die indi­vi­du­el­le Frei­heit wich­ti­ger zu sein hat als die sozia­le Gleich­heit. Mit rech­ten Wer­ten, erkann­te schon die Pio­nie­rin der Demo­sko­pie, Eli­sa­beth Noel­le-Neu­mann, ver­bin­den Men­schen neben Beto­nung der Unter­schie­de, Distanz, Auto­ri­tät, Dis­zi­plin, gere­gel­te Umgangs­for­men, das Natio­na­le und das „Sie”. Für Aus­län­der sind das typisch deut­sche Eigen­schaf­ten, die jedoch immer mehr ver­lo­ren­ge­hen, denn Lin­ke sind Frei­heits­hal­bie­rer. Sie gren­zen den Raum nicht nur in macht­po­li­ti­scher Hin­sicht ein, son­dern auch in mora­lisch-ethi­scher Hinsicht.

Von Lin­ken habe ich, obwohl sie schon über ein hal­bes Jahr­hun­dert den Club Vol­taire unter­hal­ten, noch nie Vol­taires Zitat gehört: „Mein Herr, ich tei­le Ihre Mei­nung nicht, aber ich wür­de mein Leben dafür ein­set­zen, dass Sie sie äußern dür­fen.” Lin­ke sind als ein­di­men­sio­na­le Recht­ha­ber zu erken­nen, weil sie sich fort­schritt­lich wäh­nen und eine Visi­on von der bes­se­ren Welt im Kopf haben, für die sie, wenn es die Umstän­de erfor­dern, auch über Lei­chen gehen. Denn für die­ses gute Ziel darf, nein, muss man auch Men­schen opfern, die sich dem edlen Ziel in den Weg stel­len. Auf die „Dik­ta­tur des Pro­le­ta­ri­ats” nach Marx‘scher Dik­ti­on wagen sich heu­te nur noch weni­ge direkt zu beru­fen, doch auf die anma­ßen­de Dik­ta­tur der rich­ti­gen Welt­an­schau­ung schon.

Rech­te haben kein fest­ge­zurr­tes Welt­bild, nicht alle sind reli­gi­ös gebun­den, sie sind geis­tig viel fle­xi­bler, oft auch Wech­sel­wäh­ler, denn sie glau­ben nicht an den Fort­schritts­wahn und das Para­dies auf Erden. Sie sind Geg­ner jeder Sozia­lis­mus­va­ri­an­te und jeder Eine-Welt-Regie­rung, die sich Lin­ke eben­so wie die Pro­fi­teu­re des Ban­ken- und Groß­ka­pi­tals wün­schen. Rech­te sind nicht so anma­ßend, die Welt ret­ten zu wol­len, aber in ihrem Umfeld, also ihrem Nächs­ten gegen­über, sind sie oft gerech­ter und sozia­ler als Lin­ke, die vor allem immer die gro­ße Ver­än­de­rung im Welt­maß­stab im Blick haben und in ihrem Umfeld oft die größ­ten Ego­is­ten sind. Groß­zü­gig sind Lin­ke immer nur beim Anhe­ben ihrer Diä­ten und im Aus­ge­ben von Steu­er­gel­dern, auch für die sinn­lo­ses­ten Pro­jek­te der soge­nann­ten Ent­wick­lungs­hil­fe. In unse­rem Staat sind die Lin­ken, ein­schließ­lich der ver­kom­me­nen Sozi­al­de­mo­kra­tie, die größ­ten Aus­sau­ger des deut­schen Wohl­fahrts­staa­tes, der auf den Kon­zep­ten der von ihnen bekämpf­ten Ordo­li­be­ra­len beruht und von Lud­wig Erhard umge­setzt wur­de, von der die SED-Lin­ke Sahra Wagen­knecht in einem SPIE­GEL-Inter­viewix noch glaub­te, dass er heu­te bei den Lin­ken ando­cken wür­de. Zum Lachen konn­te sie schon rei­zen als eins­ti­ge Sta­lin- und Ulb­richt-Ver­eh­re­rin, die jedoch mitt­ler­wei­le durch die Beschäf­ti­gung mit den Ordo-Libe­ra­len nicht nur viel rei­fer, son­dern an der Sei­te des eins­ti­gen Hon­ecker-Ver­eh­rers Oskar Lafon­taine bedeu­tend rei­cher gewor­den ist. „Wagen­knechts Wochen­schau“ sehe ich mir regel­mä­ßig an und kann fast allem, was sie kri­tisch ana­ly­siert, zustim­men. Gewan­del­te freu­en sich über jeden Wandler.

Einer der inter­es­san­tes­ten deut­schen Phi­lo­so­phen der Gegen­wart, Peter Slo­ter­di­jk, schlug sogar eine neue Kul­tur­re­vo­lu­ti­on vor, einen radi­ka­len psy­cho­so­zia­len Wan­del, der von der Ein­sicht aus­geht, dass die aus­ge­beu­te­te pro­duk­ti­ve Schicht heu­te nicht mehr die Arbei­ter­klas­se, son­dern die obe­re Mit­tel­klas­se ist. Deren Ver­tre­ter sind die wah­ren „Geben­den”, deren hohe Besteue­rung die Bil­dung, Gesund­heits­ver­sor­gung und vie­les mehr der Mehr­heit finan­ziert. Um die­sen Wan­del zu bewerk­stel­li­gen, müss­ten wir den Eta­tis­mus über­win­den, jenes Relikt des Abso­lu­tis­mus, das auf selt­sa­me Wei­se in unse­rem demo­kra­ti­schen Zeit­al­ter wei­ter­lebt: die Idee also, die selbst in der tra­di­tio­nel­len Lin­ken star­ken Zuspruch fin­det, der Staat habe das Recht, sei­ne Bür­ger zu besteu­ern, ihren Bei­trag zur Pro­duk­ti­on zu ermit­teln und einen Teil davon einzuziehen.

Immer wie­der muss die Fra­ge gestellt wer­den: Ist der Staat für die Men­schen da oder der Mensch für den Staat? In archa­isch struk­tu­rier­ten Gesell­schafts­for­men zählt das Indi­vi­du­um wenig, aber die Fami­lie, der Clan, die Reli­gi­ons­ge­mein­schaft alles. Auch Athe­is­ten, die mei­net­we­gen nur an die Wis­sen­schaf­ten glau­ben, soll­ten wis­sen, dass sie es eben­falls dem „Refor­ma­tor” Jesus Chris­tus zu ver­dan­ken haben, dass sie heu­te so selbst­be­wusst indi­vi­du­ell auf­tre­ten kön­nen. „Für die Frei­heit hat Chris­tus uns frei­ge­macht; steht nun fest und lasst euch nicht wie­der­um unter einem Joch der Knecht­schaft hal­ten.x Weder im Alten Tes­ta­ment noch im Koran habe ich Wesent­li­ches zu dem Begriff „Frei­heit” fin­den kön­nen. Lin­ke, die stän­dig von Soli­da­ri­tät faseln, hal­ten aber die Bür­ger für die größ­ten Ego­is­ten, die gezwun­gen wer­den müs­sen, zum Gemein­wohl bei­zu­tra­gen. Um sie abzu­schöp­fen, um Ver­mö­gen umzu­ver­tei­len, bedarf es eines rie­si­gen Beam­ten­ap­pa­ra­tes, so dass den Bür­gern immer mehr Zeit gestoh­len wird, weil sie sich mit unüber­sicht­li­chen Steu­er­erklä­run­gen und sons­ti­gem Büro­kra­ten­müll her­um­schla­gen müs­sen. So bekommt der erschöpf­te Bür­ger kaum mit, was mit sei­nem Geld alles finan­ziert wird oder wie sein hart erar­bei­te­tes Geld in Mil­li­ar­den­hö­he sinn- und ver­ant­wor­tungs­los in- und aus­län­disch ver­pul­vert wird – von Ban­ken­ret­tun­gen oder dem Ber­li­ner Flug­ha­fen und ande­ren Mil­lio­nen­pro­jekt-Rui­nen ganz zu schwei­gen. Kei­ner der Poli­ti­ker wird dafür zur Ver­ant­wor­tung gezogen.

Trotz­dem hat es dem niveau­vol­len Rech­ten klar zu sein: Das Lin­ke zu leug­nen, hie­ße selbst­ver­ständ­lich, das Rech­te auf­zu­he­ben – und umge­kehrt. Die Wahr­heit ihrer logi­schen und phä­no­me­no­lo­gi­schen Dif­fe­renz besteht in ihrer Ein­heit. Das Lin­ke bedarf eines Gegen­übers, auf den es sei­ne Wirk­sam­keit bezie­hen kann, an dem es sein Pro­fil bezieht.

Das Rech­te braucht das Lin­ke und umge­kehrt, damit das Eige­ne über­haupt erkannt wer­den kann in sei­ner Wesen­heit. Und das gilt prin­zi­pi­ell für alle Dua­lis­men, die sich auch in Pla­tons „Zwei-Wel­ten-Leh­re” dar­stellt und die unser irdi­sches Leben ein­krei­sen. Des­halb ist es eine Unge­heu­er­lich­keit, dass eine demo­kra­tisch sein wol­len­de Regie­rung, deren Auf­ga­be es ist, neu­tral die Balan­ce zwi­schen not­wen­di­gen Gegen­sät­zen zu wah­ren, dreist den mit Steu­er­mit­teln geführ­ten „Kampf gegen rechts” führt. Das ist ein tota­li­tä­rer Ein­griff in die Sub­stanz des inne­ren Frie­dens einer Gesell­schaft, der ein­deu­tig ent­larvt, dass sol­che Regie­run­gen von dem dia­lek­ti­schen Geschichts­pro­zes­sen nichts ver­ste­hen, um die harm­lo­se­re Vari­an­te zu ver­mu­ten, und somit das Gesell­schafts­schiff einer Kata­stro­phe zusteu­ern. Zum Glück sind sol­che Regie­run­gen abwähl­bar, sodass immer die rech­te Hoff­nung besteht, dass das Steu­er noch recht­zei­tig – von wem auch immer – her­um­ge­ris­sen wer­den kann. Was sag­te dazu der als pes­si­mis­tisch gel­ten­de Arthur Scho­pen­hau­er? „Solan­ge der Aus­gang einer gefähr­li­chen Sache nur noch zwei­fel­haft ist, solan­ge nur noch die Mög­lich­keit, dass er ein glück­li­cher wer­de, vor­han­den ist, darf an kein Zagen gedacht wer­den, son­dern bloß an Widerstand…”

Ein Demo­krat bekennt sich dazu, eine lin­ke und eine rech­te Hirn­hälf­te als auch lin­ke und rech­te Glied­ma­ßen zu besit­zen. Alles Ein­sei­ti­ge im Men­schen liegt mit­tig, auch wenn links aus­ge­rich­te­te Men­schen stolz dar­auf ver­wei­sen, dass unser Kreis­lauf­mo­tor, also das Herz, links schlägt. Ist das der Grund, war­um Lin­ke gern zuschla­gen, gern Revo­lu­tio­när sein wol­len? Wis­sen sie nicht, dass jeder jako­bi­ni­sche Revo­lu­tio­när zum Ver­bre­cher, weil zum Mör­der wird?

Oder neh­men wir die sanf­te­ren sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Gut­men­schen, sie kämp­fen ja immer um sozia­le Gerech­tig­keit. Was haben sie her­vor­ge­bracht? Ein Steu­er­rechts­mons­ter, das einem Heer von Beam­ten und Steu­er­be­ra­tern zwar sinn­lo­se Ein­künf­te ver­schafft, aber dem Volk nur Ärger berei­tet und kost­ba­re Lebens­zeit stiehlt. Nur Rei­che, die sich gute Anwäl­te leis­ten, haben etwas davon. Mit dem rechts-links Maß­stab ist es nicht ein­fach. Ich weiß zwar, was mei­ne lin­ke Faust ist und was ich mei­ner rech­ten zutrau­en kann. Doch wenn ich mich umdre­he, ist das, was links von mir war, plötz­lich rechts. Und je schnel­ler ich mich dre­he, umso ver­dreh­ter wird alles, bis ich schließ­lich durchdrehe…

Genau­so so geht es mir, wenn ich in das zwangs­fi­nan­zier­te Staats­fern­se­hen gucke, um zu sehen, dass ich kaum etwas von dem erken­ne, was ich mit eig­nen Augen sehe. Es macht mich schwin­de­lig, und ich fra­ge mich benom­men: Wer will mich hier eigent­lich beschwin­deln? Sie zei­gen mir eine hei­le Welt und kom­men­tie­ren: „Noch nie ging es den Deut­schen so gut wie heu­te.” Die Wahr­heit ist bekannt­lich nach Hegel immer das Gan­ze, das kein Mensch über­bli­cken kann, wenn er nicht Got­tes Auge ver­kör­pert, der von allen und allem zu aller Zeit alles sieht und durch­schaut. Es wäre also ver­nünf­ti­ger, einem all­mäch­ti­gen Gott zu ver­trau­en, der Him­mel und Erde schuf, als Men­schen­hir­n­is zu ver­trau­en, die sich gie­rig anma­ßen, ande­re regie­ren, diri­gie­ren und rele­gie­ren zu wollen.

Alle Schöp­fungs­my­then zeu­gen von ers­ten Tei­lun­gen zwi­schen Licht und Schat­ten, Son­ne und Mond, Him­mel und Erde, Tag und Nacht bis hin zu Mann und Weib, Herr und Knecht, Täter und Opfer, Freu­de und Leid… Macht und Macht­miss­brauch hin­ge­gen sind kein Gegen­satz, son­dern ein Paar. Auch aus Gegen­sät­zen erge­ben sich manch­mal Grund­sät­ze, die für bei­de Sei­ten gül­tig sein kön­nen. Die klügs­ten Sprü­che ent­stam­men oft den Wider­sprü­chen. Weil wir jedoch nur mit Spra­che den­ken kön­nen, man­che nur noch in ste­reo­ty­pen For­meln, kom­men wir unse­rem Dasein, unse­rem Sosein in Raum und Zeit nie rich­tig auf die Spur, denn wir gehö­ren, um es tri­vi­al aus­zu­drü­cken, der Welt auf drei Ebe­nen an: durch See­le, Geist und Körper.

Im Geis­te sind wir auf Streit ange­legt. Hier wol­len wir alles infra­ge stel­len, neu bewer­ten, ent­de­cken, erfor­schen – immer auch in Kon­kur­renz, im Wett­streit zu ande­ren Men­schen. Nicht nur im Sport, auch in der Wirt­schaft, in der Wis­sen­schaft, in der Poli­tik, ja, auch im Kampf um den schöns­ten Lebens­part­ner, über­all las­sen sich rote Lini­en des Anstan­des, der Fair­ness und der Huma­ni­tät über­schrei­ten, wenn man­che es vom Ehr­geiz getrie­ben bis zum Aus­schal­ten des Geg­ners trei­ben, von der Dif­fa­mie­rung, dem Ruf­mord bis zum kör­per­li­chen Mord. Und das hat noch nicht ein­mal etwas mit unse­ren Macht­trie­ben zu tun, die eben­falls in uns schlum­mern. Ach ja, die mensch­li­chen Trie­be! Davon gibt’s eini­ge, die uns nicht sel­ten zum Tier ernied­ri­gen wol­len, falls damit nicht schon die Tie­re belei­digt wer­den. Bleibt noch die See­le übrig, die gute Unbe­kann­te. Ist sie es, die uns zum Mit­ge­fühl, zum Mit­lei­den befä­higt? Sind wir dadurch nicht auch zur Koope­ra­ti­on befähigt?

Natür­lich nicht zu jedem und allem, so wie wir höchs­tens zur Nächs­ten-, aber nicht zur Ferns­ten­lie­be fähig sind und nach dem Gebot des Chris­ten­tums auch nicht sein sol­len. Das wäre Got­tan­ma­ßung. Wir kön­nen uns noch sonst wie in die Höhe stre­cken, mit blo­ßen Armen oder mit Rake­ten, wir wer­den immer nur, selbst auf frem­den Pla­ne­ten, irdi­sche Kin­der blei­ben, selbst dann noch, wenn wir uns durch unse­re eige­nen Robo­ter­ge­schöp­fe ersetzt haben. Erstaun­lich, womit wir alles zu jon­glie­ren haben, womit wir Maß und Mit­te in unse­ren eige­nen Ver­an­la­gun­gen aus­ba­lan­cie­ren sol­len, um ein frie­dens­stif­ten­des Sub­jekt sein zu dür­fen, falls wir es denn über­haupt wol­len. Und könn­ten wir es wol­len, dann wür­de der Teu­fel arbeits­los. Wol­len wir das?

Wie soll ich z.B. die ehe­ma­li­ge Bun­des­be­auf­trag­te der Sta­si-Unter­la­gen und Grü­nen-Poli­ti­ke­rin Mari­an­ne Birth­ler ver­ste­hen, die einem SPIE­GEL-Redak­teur ver­riet: „Es gibt eben kei­ne Garan­tie, dass man in sei­nem Leben immer auf der rich­ti­gen Sei­te steht.” Mal ehr­lich, möch­te jemand sein gan­zes Leben lang ste­hen? Gar noch auf der rich­ti­gen Sei­te? Und die wäre? Wir Klü­ge­ren wis­sen ja, was sie meint: „Links, links, links, zwo, drei vier…” Und irgend­wann ist Still­ge­stan­den ange­sagt. Dann der nächs­te Befehl: „Diiiiiiiiii­ie Augen – links!

Na also! Ganz locker blei­ben, durch­aus den Ver­su­chun­gen nach­ge­hen, ein­mal aus der Rei­he zu tan­zen, mal links, mal rechts­her­um, mal Wie­ner Wal­zer, mal schön im Tan­go­schritt, mal Fox­trott bis zum sport­li­chen Rock‘ n‘ Roll. Dann end­lich eine Pau­se mit einem ero­ti­schen Bauch­tanz wohl­pro­por­tio­nier­ter Damen aus dem Ori­ent. Wäre das nicht Lebens­freu­de pur? Nein, beleh­ren mich die neu­en Oberlehrer*innen, das ist Sexis­mus pur, also neu­er­dings straf­bar! Wie wir Älte­ren wis­sen, lau­ert der Ver­füh­rer über­all. Haben sie Erfolg, gehen sie bald zum Befeh­len über, so wie einst die Füh­rer in der jun­gen Sowjet­uni­on und im Deut­schen Reich; und selbst der tote KPD-Chef Ernst Thäl­mann war, auf­er­stan­den in einem DDR-Pflicht­film­epos, erst ein „Sohn“, dann im zwei­ten Teil des Fil­mes: ein „Füh­rer“ sei­ner Klas­se. Was man­che noch heu­te dazu ver­führt, auf der „rich­ti­gen Sei­te” mit erho­be­ner Faust stramm zu stehen.

Wer könn­te nicht mit Milan Kun­de­ra hadern, weil jemand nicht weiß, ob er auf der rich­ti­gen Sei­te der Erde steht oder geht? „Die uner­träg­li­che Leich­tig­keit des Seins” - sein welt­be­rühm­ter Roman, dar­in es heißt: „Man kann nicht wis­sen, was man wol­len soll, weil man nur ein Leben hat, das man weder mit frü­he­ren Leben ver­glei­chen noch in spä­te­ren kor­ri­gie­ren kann.” Frei­lich, wer glaubt, über oder durch den Komi­ker Char­lie Marx die Geschichts­ge­set­ze erkannt zu haben und sich damit garan­tiert immer auf der rich­ti­gen Sei­te auf­hält, hat auf die­ser Welt das gro­ße Los gezo­gen. Wer sol­che Impe­ra­ti­ve auf der reli­giö­sen Schie­ne braucht, und sei es nur zur Ergän­zung, der ist beim letz­ten Pro­phe­ten Moham­med am bes­ten an-, wenn nicht gar auf­ge­ho­ben. Denn die­ser Analpha­bet war nach Mei­nung des fran­zö­si­schen roman­ti­schen Dich­ters Alphon­se de Lam­ar­ti­ne zusätz­lich noch „Phi­lo­soph, Red­ner, Gesetz­ge­ber, Kämp­fer, Erobe­rer, Den­ker, Pro­phet, Grün­der der Reli­gi­on des Ver­stan­des und einer Die­ner­schaft ohne Sta­tu­en oder Göt­zen. Dazu war er ein Füh­rer von 20 irdi­schen Rei­chen und des see­li­schen Impe­ri­ums, wel­ches kei­ne Gren­zen hat.

Tja, da kön­nen wir Deut­schen nicht mit­hal­ten. Für solch einen Füh­rer lohnt es sich viel­leicht doch, sei­nen Arsch fünf­mal täg­lich gen Him­mel zu heben? Zumal er Got­tes letz­te Bot­schaft in die Welt brach­te, die im Koran zusam­men­ge­fasst wor­den sei. Und zwar als „schöns­te Poe­sie der Welt” über­haupt, indem zusätz­lich jeder Vers ein Gesetz (!) anord­net. Dazu sind die Sät­ze nach Ihrer Län­ge ange­ord­net. War­um kommt eigent­lich kei­ner auf die Idee, die Bibel der Mar­xis­ten, „Das Kapi­tal”, eben­falls nach der Län­ge der Sät­ze zu ord­nen? Viel­leicht wür­de dann der tie­fe Unsinn erst rich­tig ver­ständ­lich? Moham­med, der – wie spä­ter auch Sta­lin – ein Drit­tel der dama­li­gen Welt erober­te, war, wie es heißt, „im Dies­seits anwe­send und gleich­zei­tig nicht da, denn sein Herz hing nur an Allahxi. Ob es noch heu­te dort hängt? Ara­bi­sche Ölmon­ar­chen pump­ten bis­her schon fast eine Mil­li­ar­de € nach Euro­pa, frei­lich nur an mus­li­mi­sche Orga­ni­sa­tio­nen.xii War­um wohl? Und was macht Deutsch­land? Wir zah­len der kom­mu­nis­ti­schen Welt­wirt­schafts­macht Chi­na jähr­lich über 600 Mil­lio­nen „Ent­wick­lungs­hil­fe“, also Steu­er­gel­der. Irre? Das ist zu mil­de ausgedrückt.

Ähn­li­che Ver­herr­li­chung wie Moham­med erfuhr im Wes­ten ab dem 19. Jahr­hun­dert ledig­lich nach sei­nem Tod Karl Marx, den im Wes­ten Deutsch­lands nicht nur der baye­ri­sche Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Prof. Kon­rad Löw schon in alle Ein­zel­tei­le zer­legt hat­te, son­dern spä­ter auch der ehe­ma­li­ge Mar­xis­mus-Pro­fes­sor an der Ost-Ber­li­ner Hum­boldt-Uni­ver­si­tät, Her­mann von Berg, der nach gründ­li­chen Recher­chen Marx als Schar­la­tan unter dem Namen Karl Murks ent­larv­te. Zu sei­nen Leb­zei­ten nahm Marx, die­sen Viel­schrei­ber, nie­mand als Phi­lo­soph ernst, aber im frei­en Wes­ten wird er heu­te umso eupho­ri­scher zum größ­ten Den­ker, Ana­ly­ti­ker und Zukunfts­pro­phe­ten aller Zei­ten sti­li­siert. Hoch­do­tier­te Wis­sen­schaft­ler bas­teln schon seit Jah­ren auf Kos­ten des deut­schen Steu­er­zah­lers an der Marx-Engels-Gesamt­aus­ga­be, die ein­mal min­des­tens 114 Bän­de umfas­sen soll.

Ein ehe­ma­li­ger poli­ti­scher DDR-Häft­ling schreibt in einer Häft­lings­zei­tungxiii empört: „Nun ist etwas pas­siert, was unglaub­lich zu sein scheint. Der SPD-Bun­des­prä­si­dent (Frank-Wal­ter Stein­mei­er) hat die Schirm­herr­schaft über die Ehrun­gen für den Vater der Ideo­lo­gie des Kom­mu­nis­mus, Karl Marx, 2018 in Trier über­nom­men! Ist das der Bun­des­prä­si­dent aller Deut­schen? Hat er die Men­schen ver­ges­sen, die zwi­schen 1945 und 1989 durch die Ideo­lo­gie des Mar­xis­mus-Kom­mu­nis­mus in Deutsch­land ermor­det wur­den? Sol­len die zum Teil 90jährigen Worku­ta-Häft­lin­ge am Ende ihres Lebens fest­stel­len, dass ihre Pei­ni­ger im Recht waren, als sie mit Marx-Zita­ten auf den Lip­pen Todes­ur­tei­le und 25-jäh­ri­ge Zwangs­ar­beit aus­spra­chen? Wann hat der Bun­des­prä­si­dent je die Schirm­herr­schaft für die Mil­lio­nen umge­kom­me­nen Men­schen der Lager Buchen­wald, Ket­schen­dorf, Worku­ta über­nom­men?

Der Phi­lo­soph Fried­rich Nietz­sche, ein Zeit­ge­nos­se von Marx & Engels wies schon 1878 dar­auf hin, dass der Sozia­lis­mus „der phan­tas­ti­sche jün­ge­re Bru­der des fast abge­leb­ten Des­po­tis­mus” sei, „den er beer­ben will; sei­ne Bestre­bun­gen sind also im tiefs­ten Ver­stan­de reac­tion­är. Denn er begehrt eine Fül­le der Staats­ge­walt, wie sie nur jeder Des­po­tis­mus gehabt hat, ja er über­bie­tet alles Ver­gan­ge­ne dadurch, dass er die förm­li­che Ver­nich­tung des Indi­vi­du­ums anstrebt: als wel­ches ihm wie ein unbe­rech­tig­ter Luxus der Natur vor­kommt und durch ihn in ein zweck­mä­ßi­ges Organ des Gemein­we­sens umge­bes­sert wer­den soll.“ Des­halb, so wei­ter bei Nietz­sche, „berei­tet er sich im Stil­len zu Schre­ckens­herr­schaf­ten vor und treibt den halb gebil­de­ten Mas­sen das Wort ‚Gerech­tig­keit‘ wie einen Nagel in den Kopf, um sie ihres Ver­stan­des völ­lig zu berau­ben (nach­dem die­ser Ver­stand schon durch die Halb­bil­dung sehr gelit­ten hat) und ihnen für das böse Spiel, das sie spie­len sol­len, ein gutes Gewis­sen zu schaf­fen.” Immer­hin, so der Dia­lek­ti­ker Nietz­sche, kann der Sozia­lis­mus auch dazu die­nen, „die Gefahr aller Anhäu­fun­gen von Staats­ge­walt recht bru­tal und ein­dring­lich zu leh­ren und inso­fern vor dem Staa­te selbst Miss­trau­en ein­zu­flö­ßen. Wenn sei­ne raue Stim­me in das Feld­ge­schrei ’so viel Staat wie mög­lich‘ ein­fällt, so wird die­ses zunächst dadurch lär­men­der, als je: aber bald dringt auch das ent­ge­gen­ge­setz­te mit um so grö­ße­rer Kraft her­vor: ‚so wenig Staat wie mög­lich‘.xiv

Wie­so wird Nietz­sche nicht als Pro­phet bezeich­net? Hat er nicht klar vor­aus­ge­se­hen, was Mil­lio­nen Men­schen spä­ter in sozia­lis­ti­schen Staa­ten erle­ben muss­ten und wei­ter­hin dür­fen? Statt­des­sen gibt es über­all in Deutsch­land, natür­lich vor allem auf dem ehe­ma­li­gen Gebiet der DDR, noch immer Stra­ßen und Plät­ze, die nach Karl Marx benannt sind, Denk­ma­le ste­hen über­all her­um, Per­so­nen­kult­fil­me lau­fen im Kino und im Fern­se­hen, als wäre nicht längst bewie­sen, dass alle Macht­ha­ber, die sich auf ihn berie­fen und sei­ne obsku­ren Theo­rien in die Pra­xis umzu­set­zen ver­such­ten, unwi­der­leg­bar Mas­sen­mör­der gewor­den waren, bevor sie mit ihren Regi­men unter Lenins so wit­zi­gem wie unlo­gi­schem Mot­to „Die Leh­re von Marx ist all­mäch­tig, weil sie wahr ist” jäm­mer­lich geschei­tert sind.

Immer wie­der wer­den Men­schen gebo­ren, die das ganz anders sehen wol­len. Das Glei­che lässt sich zum Islam sagen, des­sen Pra­xis von Anfang an, also seit­dem Moham­med sei­ne Hei­mat­stadt Mek­ka ver­las­sen muss­te und erst anschlie­ßend erfolg­reich wur­de, fast immer nur einer Kriegs­wirt­schaft glich. Tür­me von abge­schla­ge­nen Köp­fen zie­ren sei­nen Weg bis in die Gegen­wart. 270 Mil­lio­nen sol­len bis­lang dem isla­mi­schen Hei­li­gen Krieg zum Opfer gefal­len sein, und die ver­sklav­ten und ver­ge­wal­tig­ten Ter­ror­op­fer las­sen sich kaum zäh­len. Auch hier könn­te der Nato-ver­bün­de­te Mos­lem­bru­der Erdoğan mit glei­cher Logik behaup­ten: „Der Islam ist wahr, weil er all­mäch­tig ist.

Das Tod­brin­gen­de, das Böse, das Nie­der­träch­ti­ge und Ernied­ri­gen­de wird immer Bestand­teil unse­res mensch­lich-unmensch­li­chen Wesens sein. Jede Nati­on hat ihre Lei­chen im Kel­ler, kein Volk ist aus­er­wählt, nur Böses her­vor­zu­brin­gen – und umge­kehrt. Wand­lun­gen fin­den nicht nur im Men­schen statt, auch Städ­te, Staa­ten und Land­schaf­ten wan­deln sich, so dass neue For­men, Far­ben und Gestal­tun­gen immer wie­der neue Rät­sel gebä­ren. Fran­cis Bon­dy berich­te­te über eine Begeg­nung mit dem eben­falls vom Kom­mu­nis­mus abge­fal­le­nen ita­lie­ni­schen Schrift­stel­ler Igna­zio Silo­ne, bei der er sag­te: „Wenn der Faschis­mus wie­der­kehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschis­mus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Anti­fa­schis­mus‘.” Heu­te ist ersicht­lich, wie Recht er hat­te, da jene, die den Anti­fa­schis­mus instru­men­ta­li­sier­ten, selbst zu bru­ta­len Jako­bi­nern gewor­den sind - unter­stützt dabei von vie­len Eta­blier­ten. Robes­pierres stu­re poli­ti­sche Linie, sein dama­li­ges Ein­tre­ten für den Ter­ror im Namen der Tugend, führ­te nicht nur die Revo­lu­ti­on in ihre blu­tigs­te Pha­se, son­dern auch zur eige­nen Hinrichtung.

Ulrich Schacht sah durch als er kon­sta­tier­te: „Aber die­se Sturm­trupps der ‚tota­li­tä­ren Demo­kra­tie‘ (Jakob L. Tal­mon) sind mit­nich­ten das Haupt­pro­blem unse­rer Tage. Das Haupt­pro­blem sind ihre intel­lek­tu­el­len Was­ser­trä­ger in Par­tei­en, Mas­sen­me­di­en, Uni­ver­si­tä­ten und kul­tu­rel­len Insti­tu­tio­nen, die mit dür­ren Wor­ten Rechts­staats­nor­men ver­tei­di­gen, aber mit ungleich mehr Voka­beln die so ter­ro­ri­sier­ten Kri­ti­ker der im block­par­tei­li­chen Gleich­schal­tungs­wahn dahin tau­meln­den deut­schen Mer­kel-Gesell­schaft ins mora­li­sche Unrecht zu ver­set­zen suchen, gegen das (fast) alles erlaubt ist. Sie has­sen dabei im Kern den Natio­nal­staat, die Hei­mat, das Chris­ten­tum, vor allem aber das Volk, das all die­se Iden­ti­tät­st­o­pei nicht hasst, son­dern ver­tei­digt – war­um? Weil sie das Eige­ne, also sich selbst has­sen und aus die­sem Selbst­hass, in einem Akt nach­ge­hol­ten Jako­bi­ner­tums, die uni­ver­sa­lis­ti­sche Gene­ral­tu­gend des 21. Jahr­hun­derts gemacht haben.

Genau­so ver­lo­gen ist die fran­zö­si­sche Paro­le „Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit”. Für Goe­the stand schon damals fest: „Gesetz­ge­ber oder Revo­lu­tio­nä­re, die Gleich­sein und Frei­heit zugleich ver­spre­chen, sind Phan­tas­ten oder Char­la­tans.xv Chris­ten müss­ten sich eigent­lich affron­tiert füh­len, wie ihre Tri­ni­tät „Glau­be, Hoff­nung, Lie­be” ver­drängt wor­den ist durch uto­pi­sche Unge­reimt­hei­ten und infan­ti­le Argumentationen.

Was wird sich durch­set­zen, erset­zen, abset­zen? Die Uto­pie des chi­ne­si­schen Kom­mu­nis­mus? Die tota­li­tä­re Welt­erobe­rungs­ideo­lo­gie im Namen Allahs? Der allen alles ver­spre­chen­de Athe­is­mus? Der intel­li­gen­te Robo­ter, der uns end­lich sagen kann, was „die rich­ti­ge Sei­te” ist? Jeder Wis­sen­schaft­ler hat die Pflicht, sei­ne The­sen oder Hypo­the­sen durch Ver­suchs­rei­hen zu über­prü­fen und nach­zu­wei­sen. Aber der­sel­be Wis­sen­schaft­ler als Mensch kann nur eins in sei­nem Leben bewei­sen – ja, was eigent­lich? Dass er gelebt und etwas Neu­es ent­deckt hat! Alles, was wir an Erfin­dun­gen und Ent­de­ckun­gen hin­ter­las­sen, lässt sich nut­zen und aus­nut­zen, sowohl im huma­nen als auch gegen­tei­li­gen Sinn. Ein Brot­mes­ser lässt sich halt immer auch als Mord­waf­fe ein­set­zen, wie es seit kur­zer Zeit im Durch­schnitt 50-mal täg­lich geschieht.

Wäre es da nicht beschei­de­ner, anstän­di­ger, gleich an eine höhe­re Macht zu glau­ben, die wir eben nicht erfas­sen und ver­ste­hen, aber manch­mal wenigs­tens erfah­ren kön­nen? Nur der All­wis­sen­de kann wis­sen, was rich­tig und falsch ist; nur er kann uns rich­ten oder auf­rich­ten. Und selbst wenn wir uns nach Gott rich­ten wol­len – nach wel­chen? Wenn der Gott der Juden, der Chris­ten und Moham­me­da­ner der Glei­che wäre, wäre schon alles viel ein­fa­cher. Und Tole­ranz gegen­über der Into­le­ranz ist auch kei­ne Lösung. Im Gegen­teil! Um wie viel ein­fa­cher und damit frei­er wäre es in einer moder­nen Zivi­li­sa­ti­on, wenn es nur die Zehn Gebo­te gäbe, die Moses als 1. Pro­phet dem Men­schen offen­bar­te. Alle Viel­falt, die sich auf Erden ent­wi­ckelt hat, soll blei­ben, aber dort, wo sie ihre Wur­zeln hat. Aus­brei­tung wird es immer geben, aber nicht auf Kos­ten der Steu­er­zah­ler und jener, die alle Gren­zen abschaf­fen wol­len, weil sie ihre Nati­on has­sen oder sich wie Kon­zern­pro­fi­teu­re zum Glo­ba­lis­ten beru­fen füh­len. Wesent­li­ches steckt oft im Detail. „Das Vater­un­ser hat 56 Wör­ter, die Zehn Gebo­te haben 297 und die ame­ri­ka­ni­sche Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung 300. Aber eine Ver­ord­nung der EWG-Kom­mis­si­on über den Import von Kara­mel­len und Kara­mel­pro­duk­ten zieht sich über 26 911 Wör­ter hin.xvi

Mit die­sem Vor­halt wur­de schon damals die über­bor­den­de Büro­kra­tie auf euro­päi­scher Ebe­ne ange­pran­gert.xvii So kann auch die frei­es­te Ver­fas­sung der Welt das Leben in einer solch angeb­lich „offe­nen Gesell­schaft” zur Büro­kra­ten­dik­ta­tur im All­tag her­un­ter­kom­men las­sen. Wo Büro­kra­tie die „sozia­le Markt­wirt­schaft“ und damit die Krea­ti­vi­tät unter­drückt, bahnt sich zugleich sozia­lis­ti­sche Plan­wirt­schaft an, die immer in der Armut und im Elend für die Mas­sen endet.

Ein mit Regeln, Ord­nun­gen, Geset­zen und vor allem ideo­lo­gi­schen Sprach­re­ge­lun­gen voll­ge­stopf­ter All­tag, der zusätz­lich noch von Staus auf Auto­bah­nen, end­lo­sen Bau­stel­len, über­vol­len S- und U-Bah­nen erschwert oder mit ver­lo­cken­den Super­son­der­an­ge­bo­ten und sons­ter­lei Rekla­me zuge­müllt wird, kann mit­un­ter anstren­gen­der sein als das Dasein in einer Dik­ta­tur. Dik­ta­to­ren las­sen sich leich­ter betrü­gen, weil unter ihnen eigent­lich fast jeder weiß, was sie wol­len. Da fin­den zumin­dest die Schlau­en und Heuch­ler leich­ter ihre Frei­räu­me. Doch in einer west­li­chen Demo­kra­tur ist alles mitt­ler­wei­le so ver­lo­gen und über­zo­gen, so ecki­grund und kun­ter­bunt, so einer­lei wie ent­schei­dungs­frei, so kri­mi­nell und uni­ver­sell, so ver­puppt wie kor­rupt, so abwä­gend wie auf­re­gend, so uner­mess­lich ver­gess­lich, dass einem oft die Luft aus­ge­hen will und was vie­le unter Blut­hoch­druck lei­den lässt. Im Vor­der­grund noch immer die rote Ver­hei­ßung, im Hin­ter­grund die gro­ße Ver­schei­ße­rung. Alles in allem trotz­dem ein abwechs­lungs­rei­ches Leben, das vie­le Sen­si­ble stän­dig als Gefähr­dung erle­ben, trotz der vie­len fröh­li­chen Gefährten.

War­um muss ich mir, fra­gen sich vie­le, die mich und mei­ne trau­ma­ti­sie­ren­de Lei­dens- und Lebens­ge­schich­te in der DDR-Dik­ta­tur ken­nen, von lin­ken Wohl­stands­kin­dern, von ehe­ma­li­gen Sta­si-Mit­ar­bei­tern oder Pro­fi­teu­ren eines Unrechts­re­gimes, die noch nie für ihre Über­zeu­gung gera­de­ste­hen, also Ver­ant­wor­tung über­neh­men muss­ten oder für ihre Schuld gegen­über ande­ren Men­schen zu büßen hat­ten, so vie­les gefal­len las­sen? Wie sol­len wir vom SED-Regime Gede­mü­tig­ten einen Kanz­ler Scholz aner­ken­nen, der in den 80er Jah­ren neun­mal die SED-Bon­zen besuch­te und sich für deren Poli­tik ein­span­nen ließ? Selbst die Gemä­ßig­ten inner­halb der SPD waren bereit, die DDR anzu­er­ken­nen und damit die end­gül­ti­ge Spal­tung Deutsch­lands zu besiegeln.

Nicht weni­ge füh­len sich mei­nen Freun­den und mir gegen­über mora­lisch haus­hoch über­le­gen, und nur, weil wir kei­ne Lin­ken mehr sein kön­nen und wol­len. Und was sind wird dann in deren Augen? Rechts­po­pu­lis­ten, Reak­tio­nä­re, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker, auf alle Fäl­le schlech­te Men­schen, wenn nicht gar Naaaaaa­ziii­is. Und dann sind sie zumeist schon am Ende ihres dümm­li­chen Lateins.

„Könn­te es sogar sein”, lässt sich hier berech­tigt mit Jür­gen Fritz fra­gen, „dass wir es hier in Wahr­heit mit einer Form der mora­li­schen Min­der­wer­tig­keit und tief inter­na­li­sier­ten Mus­tern zu tun haben, die um einer in der Zukunft anti­zi­pier­ten in höchs­tem Maße frag­wür­di­gen Gerech­tig­keit wil­len im hier und jetzt unzäh­li­ge Unge­rech­tig­kei­ten bege­hen, so dass letzt­lich die Unge­rech­tig­keit selbst mehr und mehr zu ihrem inne­ren Wesen wird?”

Mei­ne Vor­bil­der sind jeden­falls – mora­lisch wie poli­tisch – die Wider­stands­kämp­fer der Wei­ßen Rose, die kei­ne Lin­ken waren, geschwei­ge denn Kom­mu­nis­ten, son­dern bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ve Chris­ten. Aus ihren ethi­schen Prin­zi­pi­en her­aus haben sie sich über die NS-Geset­ze hin­weg­ge­setzt und das tota­li­tä­re Sys­tem bekämpft. Aus­ge­rech­net Heinz Kuchar­ski, der zwar in Ham­burg die Flug­blät­ter der Wei­ßen Rose mit ver­teil­te, die sei­ne Klas­sen­ka­me­ra­din Trau­te Laf­renz von Mün­chen nach Ham­burg gebracht hat­te, ver­riet der Gesta­po nach sei­ner Ver­haf­tung über 30 Wider­stän­di­ge und Unschul­di­ge, von denen acht nicht über­leb­ten. Sei­ner eige­nen Hin­rich­tung konn­te er durch Flucht ent­kom­men. Er ging anschlie­ßend, da er in Ham­burg nicht ent­na­zi­fi­ziert wur­de, in die Ost­zo­ne, wo er bald ein flei­ßi­ger Sta­si-Mit­ar­bei­ter wur­de und mich, der ich ihn für einen väter­li­chen Freund hielt, mit zu mei­nen Gefäng­nis­auf­ent­hal­ten verhalf.

Der mehr­fach preis­ge­krön­te Lüg­ner und Fäl­scher Claas Relo­ti­us besuch­te für den SPIEGEL auch Kuchar­skis Klas­sen­ka­me­ra­din Trau­te Laf­renz in den USA, die letz­te Über­le­ben­de der Wei­ßen Rose Ham­burg. Und selbst die­ser mitt­ler­wei­le 103-jäh­ri­gen höchst ehr­wür­di­gen Frau leg­te die­ser lin­ke Volks­er­zie­her Wor­te in den Mund, die sie nach­weis­lich nie gesagt hatte.

Von Trau­te Laf­renz erfuhr ich, dass Heinz Kuchar­ski schon als Schü­ler der Licht­wark Reform­schu­le sehr links war, Marx, Engels, Lenin und Sta­lin las und damit gar nicht zur Wei­ßen Rose pass­te. Vor allem, weil er plan­te, Gewalt anzu­wen­den, obwohl er von Natur aus ein schul­be­kann­ter Feig­ling war.

Lin­ke sind für mich Men­schen, die kaum an einen rea­len Gott glau­ben, son­dern vor allem mit Marx an sich selbst, maß­los über­zeugt von ihrer Mis­si­on, die letzt­lich einer infan­ti­len Ideo­lo­gie ver­haf­tet ist. Und dafür dür­fen sie sich selbst­ver­ständ­lich über das bestehen­de Recht hin­weg­set­zen, wenn damit nur jeder Geg­ner zum Feind abge­stem­pelt wer­den kann. Die Opfe­rung der Gleich­be­hand­lung dient aus­schließ­lich jenem uto­pi­schen Ziel, das die Her­stel­lung der Gleich­heit in der Zukunft för­dert. Die ein­fachs­te Form, Ungleich­heit abzu­bau­en, bedeu­tet nach der Logik der Anti­fa-Faschis­ten, die Erfolg-Rei­chen mit Gewalt zu ent­eig­nen oder die­se angeb­li­chen Unter­drü­cker ein­fach irgend­wie tot­zu­krie­gen. Doch da Mil­li­ar­dä­re wie Sor­os oder Gates nicht blöd sind, unter­stüt­zen sie oft Pro­jek­te der Lin­ken oder finan­zie­ren gar deren Parteitage.

Lin­ke und Grü­ne sind nicht böse, nein, sie wol­len doch für alle Men­schen die­ser Erde nur das Gute. Das woll­te der gebil­de­te Mas­sen­mör­der Leo Trotz­ki eben­falls, denn im kom­mu­nis­ti­schen Para­dies auf Erden wird, so pro­phe­zei­te er, der Mensch „unver­gleich­lich viel stär­ker, klü­ger und fei­ner; sein Kör­per wird har­mo­ni­scher, sei­ne Bewe­gun­gen wer­den rhyth­mi­scher und sei­ne Stim­me wird musi­ka­li­scher wer­den. Die For­men des All­tags­le­bens wer­den dyna­mi­sche Thea­tra­li­tät anneh­men. Der durch­schnitt­li­che Men­schen­typ wird sich bis zum Niveau des Aris­to­te­les, Goe­the und Marx erhe­ben. Und über die­ser Gebirgs­ket­te wer­den neue Gip­fel auf­ra­gen.

Es wer­den wohl men­schen­ge­mach­te Robo­ter sein, die bald die­se Bedin­gun­gen erfül­len kön­nen, nicht wahr? Der Gen­de­ris­mus will eben­falls einen neu­en Men­schen for­men, der kei­ne Eltern mehr hat, son­dern nur noch Elter 1 und Elter 2, die ihm staat­li­cher­seits belie­big zuge­ord­net wer­den kön­nen. Eine der Vorreiter*innen des Gen­de­ris­mus war Sar­tres Part­ne­rin Simo­ne de Beau­voir. Sie schrieb schon 1949: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.” Damit wird das Mann­sein und Frau­sein zu einem Irr­tum erklärt, die durch gesell­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Über­for­mung ent­stan­den sei. Ver­bun­den damit ist die For­de­rung nach der Neu­en Power-Frau und dem Neu­en Sof­tie-Mann. Als Kon­se­quenz muss der Frau die Mut­ter­schaft und dem Mann die Vater­schaft abge­spro­chen wer­den. Eltern wer­den so zu will­kür­lich zuord­ba­ren „Bezugs­per­so­nen” für die Kinder.

Eini­ge Zita­te von Simo­ne de Beau­voir bewei­sen ihre Nähe zur kom­mu­nis­ti­schen Ideo­lo­gie: „Eine Welt, in der Mann und Frau gleich sind, kann man sich leicht vor­stel­len. Denn es ist genau die Welt, wel­che die sowje­ti­sche Revo­lu­ti­on ver­spro­chen hat­te: Die Frau­en wür­den genau wie die Män­ner erzo­gen und geformt, sie arbei­te­ten unter den glei­chen Bedin­gun­gen und um den glei­chen Lohn. […] Die sexu­el­le Frei­heit wür­de von den Sit­ten gestat­tet. […] Die Frau wür­de genö­tigt sein, sich einen ande­ren Lebens­un­ter­halt zu sichern. Die Ehe wür­de auf einer frei­en Ver­ein­ba­rung beru­hen, wel­che die Gat­ten auf­kün­di­gen könn­ten, sobald sie woll­ten. Die Mut­ter­schaft wäre frei, d. h. man wür­de die Gebur­ten-Beschrän­kung und die Abtrei­bung gestat­ten und dafür allen Müt­tern und ihren Kin­dern genau die­sel­ben Rech­te geben, ob sie ver­hei­ra­tet sind oder nicht. Schwan­ger­schafts­ur­laub wür­de von der Kol­lek­ti­vi­tät bezahlt wer­den, wel­che die Betreu­ung der Kin­der über­näh­me.

Oder: „Kei­ne Frau soll­te das Recht haben, zu Hau­se zu blei­ben und die Kin­der groß­zu­zie­hen. Die Gesell­schaft soll­te völ­lig anders sein. Frau­en soll­ten die­se Wahl nicht haben, und zwar genau des­halb, weil, wenn es eine sol­che Mög­lich­keit gibt, zu vie­le Frau­en sich dafür ent­schei­den wür­den.” Seit­dem wer­den vom Frau­en­mi­nis­te­ri­um zahl­rei­che Umer­zie­hungs­pro­gram­me erson­nen, um Kin­der in Krip­pen und Kin­der­ta­ges­stät­ten zu neu­en, sexu­ell auf­ge­klär­ten Gen­der­men­schen zu erziehen.

Jeman­dem, der in einer real­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur auf­wuchs, ist es kaum nach­voll­zieh­bar, dass es immer wie­der unbe­lehr­ba­re Men­schen des glei­chen Kul­tur­krei­ses gibt, die noch an die Paro­len von der Abschaf­fung der Ungleich­heit, von der Gleich­stel­lung und der Gleich­heit glau­ben kön­nen. Gibt es denn immer noch zu weni­ge Fil­me, Zeit­zeu­gen­be­rich­te und wis­sen­schaft­li­chen Abhand­lun­gen, die bewei­sen, dass sol­che Ver­su­che der poli­ti­schen Umset­zung für die Mas­se der Men­schen immer in einer tota­li­tä­ren Dik­ta­tur ende­ten? Oder stre­ben sie in einer sol­chen Dik­ta­tur einen Platz an der Son­ne an als Erzie­her in Gefäng­nis­sen, als über­durch­schnitt­lich bezahl­te Geheim­dienst­mit­ar­bei­ter, als Par­tei­se­kre­tä­re oder Politbüromitglieder?

Der typisch lin­ke Gleich­heits­traum aus Gerech­tig­keits­grün­den wür­de sich nicht ein­mal mit geklon­ten Men­schen errei­chen las­sen. „Ihr Gen­ma­te­ri­al wür­de”, so Andre­as Unter­ber­ger, „zwar unun­ter­scheid­bar. Jedoch: Der Mensch ist nicht nur durch sei­ne Erb­mas­se geprägt, son­dern in einem hohen Aus­maß auch durch sei­ne Umwelt, durch die unend­lich vie­len zwi­schen­mensch­li­chen Begeg­nun­gen im Lauf des Lebens, durch abso­lut unplan­ba­re Glücks- wie auch Unglücks­fäl­le.

Nir­gend­wo in der Welt hat eine sozia­lis­ti­sche Plan­wirt­schaft mit einer am Markt ori­en­tier­ten Wirt­schaft mit­hal­ten kön­nen, wenn sie nicht durch kor­rup­te und mafiö­se Struk­tu­ren zer­stört wird. Eben­so sind alle unter der Gleich­heits-Ideo­lo­gie aus­ge­führ­ten Expe­ri­men­te, näm­lich Neu­ge­bo­re­ne den Müt­tern sofort abzu­neh­men, um sie völ­lig gleich vom Baby­al­ter an staat­lich erzie­hen zu kön­nen, dra­ma­tisch geschei­tert. Den­noch wird in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land der Trend geför­dert, alle Kin­der als gleich zu behan­deln und in eine Klas­se zu ste­cken, sei­en es behin­der­te Kin­der, lern­fau­le oder hoch­be­gab­te. Was kann dabei schon her­aus­kom­men? Unte­res Mit­tel­maß! Die unter­for­der­ten Hoch­be­gab­ten könn­ten dadurch sogar auf kri­mi­nel­le Bah­nen gelangen.

Die Beto­nung der Indi­vi­dua­li­tät, also der Ungleich­heit unter den Men­schen bedeu­tet jedoch nicht, das Prin­zip der glei­chen Wür­de aller Men­schen, ihrem Anspruch auf Chan­cen­gleich­heit und ihre Gleich­wer­tig­keit nicht aner­ken­nen zu wol­len, im Gegen­teil. Doch die Grün­lin­ken woll­ten in Hes­sen Zen­su­ren prin­zi­pi­ell abschaf­fen. Wer Chan­cen­gleich­heit so miss­ver­ste­hen möch­te, redu­ziert folg­lich alle Leis­tungs­an­for­de­run­gen. Das ist schon auf vie­len Gym­na­si­en zu beob­ach­ten, wo unfä­hi­ge Schü­ler auf­ge­nom­men wer­den und das Gesamt­ni­veau der­ma­ßen sen­ken, dass anschlie­ßend an den Hoch­schu­len immer mehr frus­trier­te Stu­di­en­ab­bre­cher dem kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tem die Schuld in die Schu­he schie­ben wol­len. Aus die­ser Res­sour­ce sprie­ßen nicht weni­ge der gestan­de­nen Grün­lin­ken. Sol­che Typen sind auch zu ech­ten Streit­ge­sprä­chen nicht mehr fähig.

Zu pri­mi­tiv gedacht? Was lie­ße sich dann erst dem angeb­lich gro­ßen fran­zö­si­schen Frei­heits­den­ker und Revo­lu­ti­ons­träu­mer Jean-Paul Sart­re vor­wer­fen, der 1961 dia­lek­tisch von sich gab: „Denn in der ers­ten Zeit des Auf­stands muss getö­tet wer­den: Einen Euro­pä­er erschla­gen heißt zwei Flie­gen auf ein­mal tref­fen, näm­lich gleich­zei­tig einen Unter­drü­cker und einen Unter­drück­ten aus der Welt schaf­fen. Was übrig­bleibt, ist ein toter Mensch und ein frei­er Mensch.

Die­ser Zynis­mus, wie ihn nur sei­ne Geg­ner ver­ste­hen kön­nen, ist nicht unty­pisch für lin­ke Intel­lek­tu­el­le. Haupt­sa­che der Zweck hei­ligt die Mit­tel, dann kann der ein­zel­ne Mensch zum Objekt degra­diert und sei­ner Wür­de beraubt wer­den. Das lässt sich alles in sei­ner bru­ta­len Wirk­lich­keit schon in der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on, bei Marx, Lenin, Sta­lin, Mao oder Kim Jong-Un stu­die­ren, aber auch bei den euro­päi­schen Neu­en Lin­ken, zu denen die an die Macht gekom­me­nen Grü­nen gehö­ren, Mit­glie­der jener Melo­nen­par­tei, die außen grün, innen rot, im Kern­be­reich sogar braun ist. Die dümm­li­che Arro­ganz die­ser Halb­ge­bil­de­ten kos­tet die Gesell­schaft ein Ver­mö­gen, das die­se Wohl­stands­ver­wöhn­ten sel­ten in die Lage ver­setzt, es selbst nur ansatz­wei­se erwirt­schaf­ten zu können.

Psy­cho­lo­gisch gese­hen brau­chen Lin­ke immer einen Feind, den sie bekämp­fen möch­ten, aber lei­der nie ihren inne­ren Schwei­ne­hund. Wer so denkt und fühlt, hat natür­lich kein ech­tes Demo­kra­tie­ver­ständ­nis. Er sieht im Geg­ner kei­nen Kon­kur­ren­ten, der zu Höchst­leis­tun­gen antrei­ben oder zu neu­en Erkennt­nis­sen ver­füh­ren könn­te, nein, der Anders­den­ken­de wird schon als Feind behan­delt, denn der von sich selbst berausch­te Lin­ke braucht den „bösen Rech­ten“, um sich über ihn stel­len zu kön­nen, damit er sein kran­kes Selbst­wert­ge­fühl nicht zu arg spü­ren muss. Genau­so geht es den Rechts­extre­mis­ten, eben nur im umge­kehr­ten Sin­ne. Doch es soll­te klar sein, dass jene, die als Rechts­extre­me, als Nazis ver­schrien sind, eigent­lich Lin­ke sind, denn es ist unbe­streit­bar, dass die Natio­nal­so­zia­lis­ten vie­les woll­ten, was Sozia­lis­ten eben­falls anstreb­ten. Es waren bekann­ter­ma­ßen rd. 60.000 der 300.000 KPD-Genos­sen, die sich nach 1933 der NSDAP anschlos­sen, dar­un­ter auch hohe Funk­tio­nä­re. Natio­nal­so­zia­lis­ten waren sel­ten Mar­xis­ten, davon es aber eini­ge unter den Sozi­al­de­mo­kra­ten gab. Otto Gro­te­wohl war solch ein mar­xis­ti­scher Sozi, der gern mit den Kom­mu­nis­ten in der Sowjet­zo­ne ein Bünd­nis ein­ging, Mit­be­grün­der der SED wur­de und sogar ers­ter Minis­ter­prä­si­dent der DDR.

Kurt Schu­ma­cher hin­ge­gen, die Füh­rungs­fi­gur der Sozi­al­de­mo­kra­tie in den west­li­chen Besat­zungs­zo­nen, war ein knall­har­ter Geg­ner der Natio­nal­so­zia­lis­ten, die ihm neun Jah­re in ver­schie­de­nen KZs ein­ge­sperrt hiel­ten, doch eben­so der Kom­mu­nis­ten, die er als Häft­ling bis zum Erbre­chen ken­nen­lern­te und die er mehr­mals als rot­la­ckier­te Nazis bezeich­net hat­te. Tau­sen­de Sozi­al­de­mo­kra­ten, die in der Ost­zo­ne als Schu­ma­cher-Sym­pa­thi­san­ten gal­ten, wur­den nach dem Krieg in 11 sowje­ti­schen Spe­zi­al­la­gern gequält. Von ins­ge­samt 123.000 Inter­nier­ten kamen ca. 43.000 um, dar­un­ter auch vie­le Jugend­li­che. Das scheint lei­der ver­ges­sen zu sein, denn ein Demo­krat, der sein Volk, sei­ne Kul­tur, sei­ne Hei­mat, sei­ne Nati­on und sich selbst lie­ben kann, steht heu­te in der Gefahr, in die­sem gegen­wär­ti­gen Irren­haus, dass sich mit Inbrunst einer unde­mo­kra­ti­schen und grö­ßen­wahn­sin­ni­gen Ban­ker-Welt­herr­schafts­eli­te ver­schrie­ben hat, mit den „schon län­ger hier Leben­den” (Mer­kels Rede­wen­dung) unterzugehen.

Doch was nützt alle Frei­heit, aller Wohl­stand, wenn jemand den Glau­ben ver­liert, den er nie besaß? Dann ver­flüch­tigt sich auch jede Hoff­nung. Und vor allem das Wich­tigs­te davon: die Lie­be. Die­se Lieb­lo­sig­keit gegen­über dem eige­nen Volk, den Vor­fah­ren und Tra­di­tio­nen drückt sich am deut­lichs­ten bei den Grü­nen, den SED-Anhän­gern und den Jung­so­zia­lis­ten aus. Letz­te­re sind eben­falls immer mit ihrem Irr­sinn zur Stel­le, wenn der Gleich­heits-Kin­der­gar­ten der Grü­nen gera­de mal pausiert.

Ob „Uni­sex-Umklei­den“ oder „Abtrei­bung für alle und solan­ge man will“ – die Jusos las­sen nichts aus. Es soll nicht ver­ges­sen wer­den, dass gera­de der SPD-Nach­wuchs aus Han­no­ver einst eine mehr­tei­li­ge „Anti­na­tio­na­lis­mus-Kam­pa­gne“ ins Leben rief. Sol­ches lässt sich nur noch von der „Anti­fa“ über­bie­ten: „Anläss­lich meh­re­rer staat­lich began­ge­ner Jubi­lä­en zu 20 Jah­ren Mau­er­fall, 60 Jah­ren Grund­ge­setz und 20 Jah­ren deut­scher Wie­der­ver­ei­ni­gung – initi­ier­te das Bünd­nis im Jahr 2009 eine anti­na­tio­na­le Kam­pa­gne unter dem Mot­to: „Staat.Nation.Kapital.Scheiße!xviii

Sol­chem Fort­schritt auf dem Fuße fol­gend erken­nen die­se rea­li­täts­ver­wei­gern­den Welt­ver­bes­se­rer „eine weit­ge­hen­de Tole­ranz gegen­über moder­nen For­men des Natio­na­lis­mus und Patrio­tis­mus“, der ihrem Emp­fin­den nach aus allen Löchern kriecht. Eine beson­ders schlim­me Form die­ses ver­hass­ten Natio­na­lis­mus ist für die Inter­na­tio­nal­so­zia­lis­ten der „Par­ty-Patrio­tis­mus“. Und den emp­fin­den sie beson­ders krass bei Fuß­ball­spie­len. Jedoch auch das „Wir-Gefühl“, das durch ihre Bril­le gese­hen den viru­lent um sich grei­fen­den Natio­na­lis­mus stärkt, ent­lockt ihnen eine wüten­de Frat­ze. Des­halb haben die Jusos eine mehr­tei­li­ge „Anti­na­tio­na­lis­mus-Kam­pa­gne“ gestar­tet, und die­se prä­sen­tie­ren sie ihrem Niveau ent­spre­chend auf ihren Kaf­fee­be­chern: „Mein Vater­land inter­es­siert mich nicht die Boh­ne.

Eigent­lich lässt sich das sogar noch unter Humor abbu­chen, denn viel schlim­mer sind jene Jour­na­lis­ten, die es so trie­ben wie der best­be­zahl­te SPIE­GEL-Jour­na­list Claas Relo­ti­us, der lei­der kein Ein­zel­fall ist, son­dern es nur etwas über­trieb, was jedoch dazu führ­te, dass er mit Preis­aus­zeich­nun­gen gera­de­zu über­häuft wur­de. Und sol­che Kri­mi­nel­le regen sich gar über ihre Vor­fah­ren auf, die Hit­ler nicht ver­hin­dert haben? Eins steht jetzt schon fest: Unse­re Nach­fah­ren wer­den sich über uns, die wir so lan­ge das ver­lo­ge­ne und irra­tio­na­le Sys­tem Mer­kel und Scholz ertra­gen haben, ein­mal genau­so nase­rümp­fend ekeln wie sich die Lin­ken heu­te zumeist über ihre Groß­el­tern empö­ren. Ja, sie wol­len die Welt ret­ten, das Kli­ma, die Viel­falt aller Ras­sen und Viren, die Gerech­tig­keit unter allen Men­schen und Tie­ren… Und über­haupt! Was könn­te ich dem ent­ge­gen­set­zen? Beque­mer­wei­se drü­cke ich es mit Micha­el Dienst­bier so aus: „Rech­te oder kon­ser­va­ti­ve Iden­ti­täts­po­li­tik – wenn man sie denn so bezeich­nen möch­te – geht viel­mehr von orga­nisch gewach­se­nen Gemein­schaf­ten aus, die immer durch Ein­flüs­se von außen ver­än­dert wer­den, dies aber in einem ver­tret­ba­ren Tem­po unter ste­ter Wert­schät­zung der eige­nen his­to­ri­schen, kul­tu­rel­len und mythi­schen Ursprün­ge.

Wer vor unge­fähr 40 oder 50 Jah­ren aus einer Sowjet-Kolo­nie in den Wes­ten kam, glaub­te sich ins kom­mu­nis­ti­sche Para­dies ver­setzt. Nicht nur der Über­fluss an Kon­sum­ar­ti­keln samt freund­li­cher Bedie­nung ließ stau­nen, son­dern auch die Pünkt­lich­keit der Züge, die sau­be­ren Städ­te und Land­schaf­ten, die über­vol­len Buch­hand­lun­gen und Zei­tungs­ki­os­ke, die Viel­falt an Bil­dungs­mög­lich­kei­ten, Ver­ei­nen, Mei­nun­gen und Far­ben. Wer hät­te schon die kos­ten­freie ärzt­li­che Ver­sor­gung erwar­tet? Bril­le, Zahn­be­hand­lung – alles kos­ten­los. Zu kei­nem Medi­ka­ment muss­te zuge­zahlt wer­den. Es gab einen gro­ßen Mit­tel­stand, obwohl noch weni­ge Frau­en dazu ver­dien­ten. Vie­le Fami­li­en hat­ten zwei Autos und fuh­ren zwei­mal im Jahr in Urlaub. In Kreuz­ber­ger Schu­len gab es alles frei, sowohl Lehr­bü­cher samt den Schreib- und Mal­uten­si­li­en als auch die bes­ten Zen­su­ren. Fast alle Rent­ner konn­ten sich Welt­rei­sen leis­ten. Bett­ler sah ich damals nur im Ausland.

Doch RAFxix -Spu­ren waren eben­so wenig zu über­se­hen wie Mao- oder Sta­lin-Pos­ter in Uni­ver­si­tä­ten. Geis­tes­wis­sen­schaft­ler und ver­bil­de­te BAföG-Bezie­her wähn­ten sich in einem faschis­to­iden Sys­tem. Sie hass­ten ihre Eltern, die Hit­ler gar gewählt hat­ten, was sie jedoch nicht hin­der­te, Deutsch­lands zwei­te rot­fa­schis­ti­sche Dik­ta­tur in Mit­tel­deutsch­land für fort­schritt­lich zu hal­ten, auch wenn dort wäh­rend der Ent­span­nungs­po­li­tik Kin­der­sol­da­ten im schul­pflich­ti­gen Wehr­kun­de­un­ter­richt her­an­ge­bil­det wur­den. Die her­un­ter­ge­kom­me­nen Städ­te, ver­dreck­ten Flüs­se und Seen lob­ten sol­che Besu­cher durch ihre rot-grü­nen Bril­len als „natur­be­las­sen“. 250.000 poli­ti­sche Gefan­ge­ne in Zucht­häu­sern zu DDR-Zei­ten erweck­ten in die­sen Krei­sen weder Mit­leid noch Soli­da­ri­tät, denn dies blieb für ein­ge­sperr­te Ter­ror-Kom­mu­nis­ten wie Ange­la Davis oder Luis Cor­valán reserviert.

Die 68er, denen der lan­ge Marsch durch die Insti­tu­tio­nen bis nach ganz oben gelang, durf­ten immer effi­zi­en­ter ihr Zer­set­zungs­werk fort­set­zen. Die Qua­li­tät deut­scher Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten konn­te nun rasch auf den Hund kom­men, eben­so Fami­li­en­bin­dun­gen und evan­ge­li­sche Kirch­ge­mein­den. Die Wie­der­ver­ei­ni­gung lehn­ten sie damals durch­weg ab, was sie nun ermäch­tigt, die gan­ze Nati­on zu rui­nie­ren. Polen soll­te ihrer Mei­nung nach, bit­te schön, an Frank­reich gren­zen. Der Glo­ba­li­sie­rungs-, Gen­der- und Coro­na­wahn kamen nun als Metho­de daher.

Was die 68er damals ideo­lo­gisch legi­ti­mier­ten, hat sich gesell­schaft­lich voll­zo­gen, aber nicht als Uto­pie, son­dern als Ver­wahr­lo­sung.“ Die­ser Satz der Schrift­stel­le­rin Sophie Dan­nen­berg, die selbst in einer lin­ken Fami­lie auf­wuchs, kann zwar nicht trös­ten, aber den nöti­gen Zorn auf­kom­men las­sen. Denn der ist noch nöti­ger gewor­den, seit­dem Euro­pa nun mit einer neu­en tota­li­tä­ren Erobe­rungs­ideo­lo­gie unter dem Kopf­tuch einer Reli­gi­on über­flu­tet wird. Das meis­te davon müss­te eman­zi­pier­te Revo­lu­tio­närs­frau­en oder fort­schritt­lich-schwu­le Ehe-für-alle-Ver­tre­ter eigent­lich auf die Bar­ri­ka­de trei­ben, aber nein doch! Die­se für sie unbe­deu­ten­den Unter­schie­de zu unse­rer Kul­tur, Nati­on und Zivi­li­sa­ti­on macht doch unse­re Welt erst rich­tig bunt. Tota­li­tä­re Ver­an­la­gun­gen und der Hass auf den Wes­ten ste­hen sich also näher als jede Ver­nunft. Damit ist der von Oswald Speng­ler vor­aus­ge­sag­te und von „Mut­ti“ Mer­kel gran­di­os vor­an­ge­trie­be­ne Unter­gang des Abend­lan­des besie­gelt. Es sei denn, es gelingt den zuneh­men­den Pro­tes­tan­ten­strö­men, kon­ser­va­tiv-moder­nen Chris­ten und der neu­en Volks- und Oppo­si­ti­ons­par­tei AfD eine ech­te Refor­ma­ti­on im Sti­le Luthers.

Als ers­tes müss­ten sich alle Rich­ter, Offi­zie­re und Beam­ten klar wer­den, dass sie als Staats­die­ner kei­ner Par­tei ange­hö­ren dür­fen. Und wer den Eid leis­tet, dem deut­schen Vol­ke die­nen zu wol­len, der hat abso­lut kei­ner Neben­tä­tig­keit nach­zu­ge­hen. Berufs­lo­se und berufs­un­er­fah­re­ne Berufs­po­li­ti­ker haben im Bun­des­tag nichts zu suchen, denn wer möch­te sich gern von sol­chen Dumpf­ba­cken wie… (Na, da fal­len wohl jedem genü­gend Bei­spie­le ein) regie­ren lassen?

Da lie­ßen sich lei­der zu vie­le Ver­sa­ger auf­zäh­len, die uns mit gro­ßem Pomp und hun­dert­pro­zen­ti­ger Zustim­mung der Par­tei­en auf­ge­tischt wur­den. Wir brau­chen sicher noch wei­te­re 93 The­sen, wenn wir die Demo­kra­tie im Lan­de sinn­voll umge­stal­ten und ein müt­ter­li­ches Euro­pa der Vater­län­der her­vor­brin­gen wol­len. Mit dem Sturz der jetzt ver­ant­wor­tungs­los Herr­schen­den ist noch nichts erreicht, wenn kei­ne Leh­ren aus dem vor­an­schrei­ten­den Cha­os und der zu einem mög­li­chen Bür­ger­krieg füh­ren­den Spal­tung unse­rer Nati­on und Euro­pas gezo­gen wer­den. Vie­le Geset­ze müs­sen über­ar­bei­tet, die über­wu­chern­de Büro­kra­tie muss gestutzt wer­den. Wer Schä­den, angeb­lich „alter­na­tiv­los“, in Mil­li­ar­den­hö­he anrich­tet, müss­te dafür in einem funk­tio­nie­ren­den Rechts­staat zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den. Wie­so genie­ßen die Die­ner des Vol­kes Son­der­rech­te und ver­die­nen fünf­mal so viel wie ein Durchschnittsarbeiter?

Es soll­te eine gro­ße Dis­kus­si­on ange­sto­ßen wer­den, um in letz­ter Not noch die Demo­kra­tie, also die Volks­herr­schaft vor einer zumeist arro­gan­ten, abge­ho­be­nen, über­be­zahl­ten Schicht, die sich gar als Eli­te ver­steht, zu ret­ten. Ob es noch gelin­gen kann? Die west­li­che Welt befin­det sich im frei­en Fall. Alles, was uns bis­her zusam­men­hielt, lös­te sich schon unter Mer­kels Regie auf. Wäh­rend Mas­sen­me­di­en die neue Viel­falt fei­ern, wer­den gewach­se­ne Struk­tu­ren wie Fami­lie, Glau­be und Nati­on ziel­ge­rich­tet unter­wan­dert und zer­stört. Wer nach der „Bibel in gerech­ter Spra­che“ noch Fra­gen zum Geis­tes­zu­stand der selbst­er­nann­ten Volks­er­zie­her hat­te, bekommt sie in der Bro­schü­re „Für eine geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che“ der Stadt Han­no­ver end­gül­tig beant­wor­tet. Es han­delt sich um nicht weni­ger als um einen sprach­li­chen Atom­bom­ben­ab­wurf auf das Den­ken. Hier wird die Total­ver­blö­dung des vor­ma­li­gen Vol­kes der Dich­ter und Den­ker aggres­siv vor­an­ge­trie­ben. Und wer treibt eine sol­che poli­tisch-kor­rek­te Bar­ba­rei wie­der vor­an? Da brau­che ich nicht lan­ge zu fra­gen. Grün und Rot ver­mischt ergibt eine Far­be, die wir glaub­ten, hin­ter uns gelas­sen zu haben.

Nun brauch­te ich neben vie­len Jah­ren der Rei­fung nur 20 Sei­ten, um begrün­den zu kön­nen, war­um ich heu­te als Geg­ner der Lin­ken ein Rech­ter bin – und das mit vol­lem Recht!


i Es betraf neben mir noch Ange­li­ka Bar­be, Wer­ner Molik und Arnold Vaatz, SPIEGEL 2/2018

ii 30. Mai 2018, S. 3

iii Kohe­let 10,2

iv „Gebt dem Kai­ser, was des Kai­sers ist und Gott, was Got­tes ist“ – so heißt es in der Luther­bi­bel bei Mat­thä­us 22,21.

v von latei­nisch ex → für „aus“ oder „her­aus“

vi aus „Sein und Zeit“, S. 51

vii Band 6, S. 505

viii in „Die selbst­be­wuss­te Nati­on“, Ber­lin 1994, S. 164f

ix 1/2013

x Gala­ter 5,1

xi aus: “Muham­med, der Gesand­te Allahs, Frie­de sei auf ihm” von Abdul Rah­man Al-Shea

xii Nach Recher­chen des Midd­le East Forum (USA)

xiii „der sta­chel­draht”, 1/2018

xiv aus: Mensch­li­ches, All­zu­mensch­li­ches, 1878

xv Maxi­men und Refle­xio­nen, über Lite­ra­tur und Leben

xvi Zitat von Alwin Münchmey­er im SPIEGEL 29/1974

xvii Die­se Ver­ord­nung war tat­säch­lich ein­mal in Vor­be­rei­tung, ist aber Dank der Kri­tik nicht rea­li­siert worden.

xviii Wiki­pe­dia: Ums Gan­ze / Kam­pa­gnen und Proteste

xix Rote Armee Frak­ti­on – eine links­extre­mis­ti­sche Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on, 1970 von Andre­as Baa­der, Gud­run Ens­slin, Horst Mahler, Ulri­ke Mein­hof und wei­te­ren Per­so­nen gegründet.